Jana Яна Деноль - Gaunerinnen
- Название:Gaunerinnen
- Автор:
- Жанр:
- Издательство:неизвестно
- Год:2020
- ISBN:978-5-532-07435-4
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Vorwort der Autorin
Liebe Leserinnen und Leser! Ich heiße Jana Denole und lebe in der Schweiz, in Zürich. Hier spielen sich auch die Ereignisse ab, die in meinem Buch beschrieben sind. Vielleicht wundern Sie sich, wenn ich sage:
Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der stolz darauf ist, dass er im Gefängnis saß. In den drei Monaten, die ich in schrecklichen Strafanstalten verbrachte, traf ich unglaubliche Menschen, die mich so beeindruckten, dass mir keine andere Wahl blieb, als darüber zu schreiben.
Ich bin sicher, dass mein Text Sie nicht gleichgültig lassen wird.
„Gaunerinnen“ ist keine frei erfundene Geschichte, sondern es handelt sich um Bekenntnisse eines Mädchens, dessen Schicksal Sie zum Lachen und zum Weinen bringen wird. Von einem Extrem ins andere. Was ist Geld wirklich wert, und wohin führen die Wege, die man geht, um es zu erwerben? Was wird im Leben bestraft, und was bedeutet es, begnadigt oder verurteilt zu werden?
Viel Vergnügen beim Lesen!
Ihre frischgebackene Autorin Jana DenoleRendezvous eines Schmetterlings
In einer Stadt in der Nähe von Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, wurde ein Mädchen geboren. Es erhielt den Namen Natalja. Es schien, als hätten in jener Nacht alle Einwohner der Stadt das herzzerreißende Stöhnen der Mutter und das erste schwache Wimmern des blauäugigen, blonden Kindes gehört. In solchen Orten wissen gewöhnlich alle, wer wann auf die Welt kommt und diese verlässt. Man kann nicht sagen, dass die Stadt Belaja Zerkow klein war. Sie war sogar ziemlich weitläufig. Berühmt ist dieser Ort nicht unbedingt für die schöne weiße Kirche, die am Flussufer neben hohen Weiden steht, die sich malerisch ins Wasser neigen. Vielmehr kennen die Ukrainer diesen Ort als furchterregende Hochsicherheitsstrafkolonie, um die sich verschiedenste Geschichten aus dem Leben der Sträflinge ranken. Das Gefängnis gab den Menschen Arbeitsplätze, kettete aber die freien Bürger dadurch ebenso an diesen grauenvollen Ort wie Verbrecher, die dort hinter Gittern saßen. In Wirklichkeit unterscheiden sich die Menschen, die jahrelang im Gefängnis arbeiten, durch nichts von Insassen.
Das blonde Mädchen Natalja wuchs in einem Haus mit großem Hof und Landwirtschaft auf, mit Hühnern, Schweinen und Schafen. Es waren drei Kinder: Natalja, der ältere Bruder Iwan und die jüngere Schwester Oletschka. In der Familie herrschten Ordnung, kirchliche Erziehung und Liebe. Die Eltern waren eifrige Diener der Kirche, die ihren Kindern das gleiche Familienglück wünschten, wie sie es selbst unter Schwierigkeiten und nach vielen Lebenswirren erreicht hatten. Der Vater liebte seinen Sohn Iwan über alles und wollte, dass dieser die Familientradition im Dienst Gottes fortsetzen würde. Aber Iwan sträubte sich gegen den Willen des Vaters und träumte davon, Polizist zu werden. Die jüngere Tochter Oletschka, ein liebes Kind mit großen braunen Augen, hatte den Traum, ihren Platz in einem Kloster zu finden, wo sie Menschen helfen könnte, den rechten Weg zu finden. Die Mutter indessen wollte gar nicht, dass die Kinder sich um ihr weltliches Vergnügen brachten, indem sie den Traditionen der Familie folgen. Als Natalja dreizehn Jahre alt wurde, entdeckte sie in sich einen unwiderstehlichen Hang zu älteren Männern. In der Schule war sie bei ihren Klassenkameradinnen nicht beliebt, diese hielten sich sogar fern von ihr. Die Blonde meinte, das sei einfach der Neid. Sie hielt ihr Doppelleben vor allen geheim, denn sie wollte ihrer Musterfamilie mit ihren merkwürdigen Neigungen ganz sicher keine Schmach antun. Deshalb wurde ihr erstes Opfer der Sportlehrer der Schule, ein attraktiver verheirateter Mann, dessen ahnungslose Frau ruhig ihr erstes Kind austrug und darauf wartete, dass ihr geliebter Mann von der Arbeit nach Hause kam. Er war schön wie ein Gott! Ein hochgewachsener, durchtrainierter, blonder Macho mit einem strahlenden Lächeln, der für kurze Zeit das Herz der Bestie gewann. Sie kannte alle Schliche, wie sie das Gewünschte erreichen konnte, in diesem Fall ihn…
Er hatte panische Angst davor, dass ihre Beziehungen bekannt werden könnten, und verfluchte sich selbst wegen seiner Unvorsichtigkeit, aber nur solange, bis sein Engel auf Erden ihn umarmte. Sie duftete nach frischer Milch, die Linien ihres Körpers machten ihn verrückt. Er wusste nicht, dass er einer Betrügerin in die Falle gegangen war, denn sie sagte ihm, dass sie in die neunte Klasse gehe und schon sechzehn Jahre alt sei. Als er die Wahrheit erfuhr, war es zu spät, sich darum Sorgen zu machen: Getan ist eben getan. Es hatte ihn erschüttert, aber kaum ein Mann ist in der Lage, so einer Verlockung standzuhalten. Für das Mädchen war er der Erste, deswegen glaubte sie, dass er sie anbeten und auf alle ihre Launen eingehen sollte. Sonst drohte sie ihm, seiner lieben Frau einen unerwarteten Besuch abzustatten. Mit der Zeit bekam der Sportlehrer Angst vor Natalja und versuchte, seine Frau zu überreden, in die Hauptstadt zu ziehen. Den Umzug begründete er mit dem höheren Gehalt in Kiew. Nach einigen Monaten wurden die Einwohner des Viertels vom merkwürdigen Verschwinden des Sportlehrers mit seinem vor kurzem geborenen Baby überrascht. Diese Nachricht schien Natalja nicht weiter aufzuregen, sondern im Gegenteil sogar zu erheitern.
„Feigling!“, dachte sie. „Macht nichts, ich habe noch alles vor mir! Auf der Welt gibt es jede Menge Männer, die für Größeres bereit sind! Mein mit frischer Milch ernährter Körper wird mir Millionen bringen! Da bin ich mir sicher!“
Die Zeit verging, allmählich entwickelte das Mädchen prächtige Brüste, ihr Haar wuchs üppig. Glänzende Strähnen flossen über ihren Rücken bis zur schmalen Taille. Ihre breiten Hüften betonten eben jene Gitarrensilhouette, von der sie wusste, dass sie Männer lockt und anzieht. Das kindliche Lächeln auf den vollen roten Lippen und ihre Augen, blau wie Wellen der Ostsee, machten es schwer, den Blick von ihr abzuwenden. Nach dem Schulabschluss musste sie ihre Heimatstadt verlassen, denn sie stand in einem eindeutigen, so gut wie jedermann bekannten Ruf. Vermutlich hatten nur ihre Eltern keine Ahnung davon, und zwar aus einem einfachen Grund: Niemand traute sich, beim Hochwürdigen Herrn Priester über sein Töchterchen zu tratschen. Ihr Bruder, der tatsächlich Polizist wurde, schenkte den Gerüchten keinen Glauben. Er verhaftete die Klatschmäuler schlichtweg und verabreichte manchen von ihnen im Untersuchungsgefängnis eine Tracht Prügel. Seine Schwester hatte mit fast allen wohlhabenden verheirateten Männer der Stadt geschlafen. Sie interessierte sich nicht für ihre Altersgenossen, mochten diese auch echte Hengste sein. Nur reife und vermögende Männer weckten ihre Aufmerksamkeit. Sie schaffte es, von jedem etwas Geld zu erpressen. Natalja hatte gute Kleidung, fuhr nach Kiew auf der Suche nach neuen Sponsoren und fasste den ernsthaften Plan, später in die Hauptstadt zu ziehen. Das Publikum hier war viel zu klein für einen Star wie sie! Auch die Männer entsprachen nicht mehr ihrem Maßstab!
Sie bekam ihr Abschlusszeugnis und machte sich auf, um neue Gipfel zu bezwingen…
Kiew empfing sie mit grellen Lichtern.
„Wie riesig!“ Sie genoss die Aussicht aus dem Autofenster, als sie zur Universität fuhr, um sich immatrikulieren zu lassen.
Nach einem Treffen mit dem Dekan wurde sie nicht nur an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben, sondern bekam auch ein Zimmer im Studentenwohnheim. Der alte Narr war begeistert von Nataljas zarter Stimme. Der Frechling starrte ununterbrochen auf den Ausschnitt ihres Kleides.
Sie strich seine Haare akkurat zurecht, die sich, mit einer Gelschicht bedeckt und seitlich gekämmt, kaum auf der Glatze hielten, streichelte leicht seinen Hals und lächelte nett. Saweli Rodionowitsch wurde auf der Stelle schwach und blickte verlegen auf die atmende Brust dieses Engels. Zwei schön geformte kleine Hügel hoben sich unwillkürlich bei jedem Atemzug.
Wie ein Vulkan brach rosige Haut hervor. Für einen Augenblick fühlte er sich wieder jung. Er wollte ihr in den Wahnsinn der Leidenschaft und Schlüpfrigkeit eintauchen. Natalja nutzte den Augenblick. Plötzlich fiel ihr wie zufällig die Dokumentenmappe auf den Boden. Mit geschmeidigen Körperbewegungen beugte sie sich nieder, biss sich unschuldig auf die Unterlippe und begann, ihre Papiere einzusammeln. Es schien ihm, als ob ein kalter Schweißtropfen über seinen Rücken liefe. Er war so unschlüssig hinsichtlich der Situation, in der er sich befand, dass er entschied, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis seine bewährte, von kalter Logik gehärtete Vernunft ihm sagte, was er tun soll. Mehrere Minuten stand er wie versteinert und starrte auf die prallen, schwankenden Brüste des Mädchens, das die weißen, wie ihm schien, leeren Blätter auflas. Er schüttelte ruckhaft den Kopf, beugte sich über sie und machte sich gleich daran, ihr zu helfen. Es war der entscheidende Moment, auf den sie gewartet hatte!
„Jetzt habe ich dich erwischt!“, schoss es Natalja durch den Kopf.
Sie bedankte sich für die Hilfe und küsste ihn kindlich auf die Wange. Er errötete vor Glück und hörte nicht, was diese schöne Nixe sagte. Gleich, was sie ihn fragte, seine Antwort klang eindeutig: „Ja!“
Dieser Tag erwies sich nicht nur als wahrer Festtag im Nataljas Leben. Sie war jetzt Studentin an einer prestigeträchtigen hauptstädtischen Universität! Sie rief zu Hause an und erfreute ihre Familie mit dieser überraschenden Nachricht. Damit beseitigte sie alle Zweifel und widerwärtigen Gerüchte. So ein kluges Köpfchen konnte unmöglich eine billige Hure sein, wie böse Zungen gelästert hatten.
„Nein, so was muss man erfinden!“, zeterte ihr Bruder. „Wie können Leute bloß so falsch sein! Ins Gefängnis sollte man sie alle stecken!“
Das Mädchen lachte und verteidigte die Intriganten.
„Ach, mach dir keinen Kopf! Lass die Leute reden, was sie wollen. Das Leben wird schon sein Urteil fällen und zeigen, wer was wert ist.“
„Du bist viel zu gut für diese Welt“, antwortete der geliebte Bruder.
Natalja freute sich in der Seele über ihren Sieg.
Gott sei dank hatte sie dieses Kaff zur rechten Zeit verlassen.
Nach den Abendvorlesungen flatterte Saweli Rodionowitsch Rudkow wie eine Lerche in der Innenstadt umher und hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Er ging in ein Café, um eine Tasse Tee zu trinken. Kaffee war ihm schon längst wegen seines Gesundheitszustands verboten.
„Ach! Ich pfeife auf die Vorschriften der Ärzte und trinke ein Kognäkchen!“, murmelte er verbittert in seinen Schnurrbart. „Ihr seid selber krank! Ich bin gesund! Und fühlen tue ich mich wie ein Dreißigjähriger!“, rief er und bestellte, ohne weiter zu überlegen, einen Kaffee mit Kognak.
Am gleichen Tag erhielt Nata die Schlüssel zum besten Zimmer im Wohnheim.
Ihr Zimmer lag ganz am Ende eines Korridors. Der alte Perversling sorgte sich wohl darum, dass niemand sah, wie er sich aus dem Dekanat zu ihr schlich, bemerkte das Mädchen. In ihrer Studentenbude gab es zwei Fenster, was sehr erfreulich war. Sie ging auf den Markt, um Vorhänge und eine grellgrüne Tischlampe zu besorgen, und fing eifrig an, sich in ihrer neuen Behausung einzurichten. Abends hatte sie vor, ein paar Stripclubs zu besuchen, die inserierten: „Job mit Tanzausbildung“. Damit wollte sie ihrem Traum – reichen Bonzen – möglichst nahekommen.
Sie wusste, dass alle Männer unzüchtig sind und in ihrer Freizeit gerne Bordelle besuchen.
Verdammte Routine! Die schwammigen Frauen zu Hause langweilten sie! Wer von denen konnte sich schon mit einem jungen, frischen Körper vergleichen? Bei diesen Gedanken bekam sie Lust, mit sich selbst Sex zu haben.
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