Jana Яна Деноль - Gaunerinnen
- Название:Gaunerinnen
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- Жанр:
- Издательство:неизвестно
- Год:2020
- ISBN:978-5-532-07435-4
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„Was machen Sie in meiner Wohnung?“
„Ist das Ihre Wohnung? Oh, entschuldigen Sie bitte! Wir brauchen Mehl. Haben Sie eine Prise?“
„Hahahaha!“
„Das ist nicht lustig! Ich wäre fast vor Schreck gestorben!“
„Wir auch.“
„Dürfen wir uns vorstellen? Ich heiße Wassilissa.“
„Die Schöne?“
„Sehe ich etwa nicht so aus?“
„Entschuldigung, aber in der Dunkelheit kommen Sie mir eher wie eine Hexe vor.“
„Ich bin Warwara“, stellte sich Stella mit einem unterdrückten Lächeln vor.
„Sie haben merkwürdige Vornamen. Ich heiße Wadim. Oder einfach Wadik.“
„Das ist uns schon klar, dass es bei Ihnen einfach zugeht. Vielleicht würde Wadja auch passen? Hahaha!“
„Machen Sie sich lustig über mich, junge Frau?“
„Oh nein, gar nicht! Wir sind ernsthafte, gute Studentinnen.“
„Dann bin ich froh, Sie kennenzulernen. Kommen Sie in die Küche? Trinken wir einen Kaffee zusammen? Aber zuerst muss ich in die Dusche und mich umziehen.“
„Hast du gesehen, Stella?“ sagte Natalja in der Küche. „Er ist vielleicht doof, aber er hat einen gescheiten Code für seinen Safe.“
„Hahaha! Ich mache mir in die Hose vor Lachen. So ein Held!“
Eine Stunde lang saßen sie mit Wadim in der Küche bei einer Flasche Wodka. Zu essen gab es von Öl triefende, kalte und zerdrückte tatarische Teigtaschen, die Wadim vom Markt mitgebracht hatte. Dazu servierte er allerlei Geschichten. Er kaute mit so viel Enthusiasmus, dass ihm die Bröckchen aus dem Mund flogen. In diesem Moment schworen sich die Mädchen im Stillen, nie mehr tatarische Teigtaschen zu essen. Ein unsäglicher Gestank begleitete jeden Witz, über den meist nur Wadim lachen musste.
„Bring ihn nicht zum Lachen, Natalja! Sonst ersticke ich.“
Stella unterbrach das Gespräch, als der Nachbar zu erzählen begann, wie er auf dem Markt das Mädchen vom Jeans-Stand geküsst hatte, dem das angeblich sehr gefiel. Sie blickte auf den mit Öl geschmierten Mund des Möchtegern-Verführers und verspürte Brechreiz.
„Ich gehe ins Bett.“
„Warum, Stella? Es ist doch so lustig! Oder wollen wir lieber ausgehen?“
„Wir haben morgen ein Ding zu drehen. Oder beklauen wir ihn doch nicht? Entscheide du.“
„Doch, natürlich tun wir das!“
„Dann gehen wir schlafen.“
„Okay.“
Am Morgen, als das Stinktier zur Arbeit gegangen war, öffneten die Mädchen den Safe.
„Oh! Er hat ganz schön viel zusammengespart. Das dürften fünf volle Monatslöhne für ihn sein. Jetzt lass uns sehen, dass wir die Wohnung weitervermieten.“
„Du packst unsere Sachen und wartest hier auf mich, als ob du die Vermieterin wärst. Ich gehe auf den Markt und suche einen neuen Mieter für die ganze Zweizimmerwohnung. Versteck bitte seine Sachen so, dass es nicht so aussieht, als ob hier jemand wohnt.“
„Okay.“ Warte mal, Stella! Lass uns ein Schild schreiben: „Wohnung für längere Zeit zu vermieten“. Versuch, jemanden gleich für ein Jahr zu finden. Mit ein paar Monatsmieten als Kaution. Und ich mache inzwischen schnell einen Langzeitmietvertrag beim Notar unten. Ich nehme ein leeres Formular, damit es glaubwürdig aussieht.“
„Finde ich toll!“ Dann sehen wir uns in ein paar Stunden.“
„Bitte bring das alles so schnell wie möglich hinter dich. Sonst kommt am Ende unser Nachbar vor dir zurück.“
„Mach dir keine Sorgen, das schaffen wir.“
Auf dem Markt wurde das Mädchen mit dem Schild gleich von einem hochgewachsenen, stattlichen Mann angesprochen.
„Vermieten Sie eine Wohnung?“
„Ja, eine Zweizimmerwohnung.“
„Wie hoch ist die Monatsmiete? Gehört die Wohnung Ihnen?“
„Ich bin eine Freundin der Eigentümerin. Sie muss dringend abreisen und hat mich gebeten, ihr zu helfen.“
„Sie sind also keine Maklerin?“
„Nein.“
„Was für ein Glücksfall!“
„Da haben Sie allerdings Glück. Ich bin wirklich keine Maklerin.“
„Wissen Sie, ich bin heute Morgen in ausgezeichneter Stimmung und mit einem guten Gefühl aufgewacht.“
„Dann wollen wir keine Zeit verlieren und schauen uns die Wohnung an. Die Vermieterin wartet schon auf uns.“
„Seien Sie bitte ehrlich: Verlangen Sie wirklich keine Gebühr für Ihre Dienstleistung?“
„Nein. Wir sind Freundinnen seit Kindertagen. Sie muss heute fort und braucht deswegen meine Hilfe. Es fällt mir nicht schwer, diesen Freundschaftsdienst gratis zu leisten.“
„Das ist sehr selten heutzutage! Ihre Freundin hat Glück mit Ihnen. Sie sind ein guter Mensch.“
„Oh, und was für ein guter Mensch“, dachte Stella. Laut sagte sie zu dem Mann:
„Freundschaft ist auch eine Art Arbeit. Das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ funktioniert hier nicht. Man muss geben können, ohne von den Menschen eine Gegenleistung zu erwarten. Dann kommt auch ein gutes Resultat. Nicht alles ist käuflich. Am wenigsten die Freundschaft!“
„Sie sind eine wahre Philosophin!“
„Nein, ich bin Linguistin.“
„Wie interessant! Welche Sprachen können Sie?“
„Englisch, Deutsch, Russisch, etwas Ukrainisch.“
„Bei uns in Lugansk kann auch fast keiner Ukrainisch, obwohl die Stadt zur Ukraine gehört.“
„Oh! Lugansk? Das ist eine tolle Stadt! Dort war ich auch schon mal.“
„Ich bin ein einfacher Polizist und suche hier einen Job.“
„Merkwürdig, dass Sie auf der Jobsuche gerade nach Charkow gekommen sind. Ich glaube nicht, dass die Löhne hier so hoch sind. Die Gastarbeiter gehen lieber nach Russland.“
Ihr war das Herz in die Hose gerutscht.
„Sie haben recht. Aber ein Freund von mir ist hierher versetzt worden und hat mich und meine Familie hergerufen. Er sagt, hier gäbe es mehr Chancen, befördert zu werden.“
Verdammt! So eine Scheiße! Ein Bulle! Und noch dazu aus meiner Heimatstadt!“
„Ich glaube, die Vermieterin wäre mit so einem zuverlässigen Mieter sehr zufrieden. Ich dachte sogar schon, Ihnen allein würde sie die Wohnung vielleicht gar nicht vermieten. Sie hätte lieber ein Paar oder eine Familie als einen alleinstehenden Mann, weil ledige Männer zu Ausschweifungen neigen, und das kann allerlei Ärger geben.“
„Ach was! Ich bin Ehemann und Vater! Und ein anständiger Bürger! Meine Ehefrau kommt bestimmt mindestens zweimal im Monat zu Besuch.“
„Das ist doch schön. So, wir sind da.“
Natalja stand in der Küche und briet Kartoffeln, als ob ihr die Wohnung wirklich gehörte. Es war ein ausgezeichneter Trick zur Ablenkung. Sie trug eine Schürze und hielt eine geschälte Zwiebel in der Hand.
„Genial“, dachte Stella. Nataljas spontane Schlauheit und ihr Improvisationstalent beeindruckten Stella immer wieder.
„Guten Tag!“ Nata lächelte über das ganze Gesicht. Ihr Brustansatz war wie zufällig im Ausschnitt der Schürze zu sehen.
Der Mann ließ diese Tatsache nicht unbeachtet. Seine Haltung wurde aufrecht, als ob er seine Ernsthaftigkeit zeigen wollte.
„Jetzt haben wir dich, Täubchen!“, dachte Stella.
Sie atmete endlich ihre ganze Anspannung mit einer Wolke Zigarettenrauch aus. „Da ist er wieder! Der schreckliche Charakter der Männer! Sie bleiben anständige Familienväter bis zu dem Augenblick, in dem sie schöne Titten zu sehen bekommen. In Wirklichkeit leben alle guten Frauen allein. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis die Frauen einfach allein leben wollen. Sie gehen abends aus dem Haus, um ihre Triebe zu befriedigen, kommen dann entspannt zurück und verbringen den Abend in Ruhe vor dem Fernseher oder bei irgendeinem anderen Hobby. Das Leben mit Mann bringt nur jede Menge zusätzliche Pflichten und raubt einen Haufen wertvolle Zeit und Ruhe. Und zum Dank bekommen wir Frauen nur Vorwürfe und Untreue.“
„Stella! Komm rein! Was stehst du da wie versteinert?“
„Entschuldige, Natalja. Ich habe gerade über Feminismus nachgedacht. Ich rauche noch fertig und komme rein.“
In der Küche herrschte eine lebhafte Unterhaltung. Natalja hatte die Schürze schon ausgezogen und trug nur noch ein kurzes Kleid. Sie beugte sich über den Bullen und zeigte ihm, wo er seine Passdaten eintragen sollte.
„Bitte nicht so schnell“, sagte er höflich.
„Entschuldigen Sie bitte, aber Sie schreiben so langsam, dass ich schon Angst habe, meinen Flug nach Tschita zu verpassen. Können Sie sich bitte beeilen?“
„Ja, natürlich. Sagen Sie, was ist das für ein Formular? Es sieht anders aus als bei uns in Lugansk.“
„Sie sind in jeder Stadt anders. Sie sehen wie ein gebildeter Mensch aus und wussten das nicht?
„Leider nicht. Aber jetzt weiß ich's.“
Er unterzeichnete den Mietvertrag mit einer Kaution für drei Monate. Natalja legte schnell die Bratkartoffeln auf den Teller, schob ihn zu ihm zu und sagte lächelnd:
„Essen Sie bitte. Ich muss noch einige Sachen packen.“ Sie verschwand hinter der Tür des Nebenzimmers. Stella stand an der Tür gerade wie ein Soldat und beobachtete, wie der Mann mit dem Lächeln eines unschuldigen Jünglings die Kartoffeln verputzte.
„Guten Appetit“, sagte Stella laut und störte seine Euphorie. Er wandte ihr schnell das Gesicht zu, aber sein Interesse an ihr schien weniger ausgeprägt zu sein.
„Eine nette Frau, nicht wahr?“
„Ja, sie ist sehr nett. Alle mögen sie, durch die Bank“, erwiderte Stella. In seinen Augen blitzte ein Hoffnungsschimmer auf.
„Sie haben großes Glück, so eine Wohnung und so eine Vermieterin zu finden“, sagte Stella mit einem schelmischen Augenzwinkern zu ihrem Landsmann.
Endlich stand Natalja abreisebereit vor der Tür.
„Verzeihen Sie, ich habe es sehr eilig. Hier haben Sie die Schlüssel. In ein paar Monaten komme ich Sie besuchen. Machen Sie sich bequem.“
„Danke schön.“ Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Bringen Sie den Duft nördlicher Nächte mit“, erwiderte der Mann mit einem Lächeln.
„Sie sind ja auch noch ein Romantiker!“
„Oh ja, das bin ich!“
Die Mädchen verließen die Wohnung. Langsam und laut lachend gingen sie aus dem Haus und bogen um die Ecke.
„Und jetzt… weg hier!“
Sie ließen mehrere Gassen hinter sich und gingen im Passantenstrom auf.
„Danke! Wie bist du nur darauf gekommen, einen Bullen mitzubringen?“
„Er kommt aus meiner Stadt!“
„Hast du ihn etwa absichtlich ausgewählt? Um einen Landsmann auszunehmen? Oder aus Mitleid? Mit einem Obdachlosen?“
„Ahahaha! Ich platze vor Lachen, Natalja! Ich stelle mir das Gesicht des Moldawiers vor, als er einen Bullen in der Wohnung vorfindet.“
„Das würde ich gerne sehen. Eine Kamera installieren und sich die Reality-Show anschauen.
„Bringen Sie den Duft nördlicher Nächte mit!“ Pardon, aber davor müsstest du an vergammelten tatarischen Teigtaschen riechen und ein Gespräch mit dem Moldawier überstehen, was gar nicht so einfach wäre.“
Am Flughafen wimmelte es von Menschen. Etwas sagte Stella, sie sollten nicht nach Moskau fliegen. Wenn der Moldawier nach Hause käme und den Fall der Polizei meldete, würden wohl alle Flughäfen sofort durchsucht werden.
Andererseits wussten sie, dass er ein Date hatte und schon angekündigt hatte, dass er spät zurückkommen würde. Umziehen würde er sich eher nicht, er war ja ein begehrter Bräutigam auf seinem Markt. Das war gewiss komisch, trotzdem war in ihrer Situation besondere Vorsicht geboten.
„Wollen wir lieber mit dem Bus fahren? Vorsichtshalber“, schlug Stella vor. „Wir einigen uns direkt mit dem Busfahrer, dann brauchen wir unsere Pässe nicht an der Kasse zu zeigen. Das wäre sicherer.“
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