Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Название:На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
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- Издательство:Новое литературное обозрение
- Год:2017
- Город:Москва
- ISBN:978-5-4448-0568-8
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Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера краткое содержание
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Lärm hatte jedoch keine weiteren Folgen. Indessen wurde für gut gefunden, das Schloß zu räumen, um unsern frühem Spital wieder zu beziehen. Da aber die Unterkunft gar zu enge und armselig, und namentlich größere Verbreitung des Spital-(Nerven-)Fiebers zu besorgen {659} 659 Befürchten.
war, so konnte unseres Bleibens hier nicht seyn. Die Nachricht, daß jenseits des Schlachtfeldes in der Entfernung von 1 1/2. Stunden ein bis dahin von unserm Cheveauxlegers-Depot besetztes, nun aber verlassenes, gutgebautes Dorf liege, veranlaßte den Spital-Commandanten, {660} 660 Heinrich Constantin Franz von Dernbach.
dasselbe besichtigen zu lassen. Mir, als dem Rüstigsten der Reconvalescenten, ward hiezu der Auftrag. In Begleitung eines Chevauxlegers verließ ich frühe Morgens den 6.ten den Spital. Bald erreichte ich das Schlachtfeld, zuerst einzelne Leichen, darauf ganze Haufen. Kaum fand mein Pferd Raumes genug für seine Tritte, oft mußte ich über die Leichname wegreiten. Die nächste Anhöhe war die Redoute, welche den linken Flügel der Russen deckte. {661} 661 Es handelt sich um die südlichste der drei vom russischen General Bagration angelegten Pfeilschanzen (sog. „Bagration-Fleschen“).
Manches Leben war hier verloren worden, bis der Kampf über ihren Besitz entschieden war. Ohne Aufenthalt setzte ich meinen Weg zwischen den Todten fort. Immer grausiger wurde der Anblick. Bald gelangte ich zur Schanze, die ungefähr im Mittelpuncte des Schlachtfeldes gelegen war. Dichter und immer dichter // S. 55// lagen die Gefallenen, und aufgethürmt lagen sie um die so oft genommene und wieder genommene Position. Die Gräben waren vollständig mit Menschen ausgefüllt. Hier hatte die württembergische Infanterie den härtesten Strauß zu bestehen gehabt, und hier traf ich hunderte von Leichen in württembergischen Uniformen. {662} 662 Die württembergische Infanterie kämpfte im Bereich der beiden südlichen Pfeilschanzen.
Die Höhe dieser Schanze gewährte den Ueberblick über den grösten Theil des Schlachtfeldes. Furchtbar hatte {663} 663 Grammatikalischer Fehler im Original.
Schwerdt und Geschoß gewüthet. Menschen und Thiere waren auf alle erdenkliche Art verwundet und verstümmelt, noch waren in den Gesichtern der gefallenen Franzosen die verschiedenen Leidenschaften zu erkennen, in denen sie der Tod überrascht hatte, Muth, Kühnheit, Kälte, gräßlicher Schmerz, bey den Russen höchste Erbitterung, Gefühllosigkeit, Stumpfheit. Treflich war die Position der Russen gewesen, und nur der grösten Anstrengung der Franzosen und ihrer Allirten konnte es gelingen, den tapfern Feind aus so vortheilhafter Stellung zu vertreiben. Die zahllose Menge der Leichen gab aber auch zur Genüge kund, daß hier ein ernstes Spiel gespielt worden war, und daß hier der Tod eine unermeßliche Erndte gehabt hatte. Lange hielt der grauenvolle Anblick mich gefesselt, und tief prägte sich mir die furchtbare Scene ein. Noch im spätesten Alter werde ich ihrer nur mit Schaudern gedenken. Schaudernd vor dem gräßlichen Schauspiel wendete ich meinen Blick ab, und er fiel auf ein hölzernes Kreutz in // S. 56// der Mitte der Schanze, das ich zuerst übersehen hatte. Ich näherte mich ihm, und las folgende Inschrift:
Çi git
Le General Montbrun
Passant de quelque nation,
que tu sois
Respecte ses cendres,
Ce sont les restes dun de plus Braves
Parmi tous les Braves du monde,
Du General Montbrun.
Le M[arechal] d’Empire, Duc de Danzig {664} 664 François-Joseph Lefebvre (1755—1820), Marschall von Frankreich, (seit 1807) Herzog von Danzig.
,
lui a érigé ce foible monument.
Sa memoire est dans tous les cœurs
de la grande Armée
Hier also hatte mein guter freundlicher General seine Ruhestätte gefunden, der Mann, der herablassend {665} 665 Wortgebrauch ohne negative Konnotation. Vossler charakterisiert Montbrun als General, der die Nähe seiner Soldaten suchte.
und gütig gegen seine Untergebenen, so tapfer als der Tapferste {666} 666 Vermutlich Anspielung auf Napoleons Charakterisierung Marschall Michel Neys als „le brave des braves“.
gewesen war, der dem Tode hundertmal in das Auge geschaut, der alle seine Grade auf dem Schlachtfelde errungen, und das seltene Glück gehabt hatte, nie verwundet zu werden. Hier lag der kräftige, blühende Mann! // S. 57//
Ich riß mich los, ich hatte genug gesehen. Schnell durcheilte ich den übrigen Theil des Schlachtfeldes, und nach einem scharfen Ritt von einer Stunde gelangte ich zu dem mir bezeichneten Dorfe. Schon hatten sich wieder einzelne Bewohner eingefunden, und scheuen Blickes hatten sie mein Treiben beobachtet. Es war mir die gröste Vorsicht empfohlen für den Fall, daß ich Bewohner im Dorfe finden sollte, denn schon war es allgemein bekannt, daß einzelne Soldaten aufgehoben und ermordet werden. Nachdem ich die Lage des Dorfes und die Bauart der Häuser gemustert hatte, und die
Bewohner von ihren Schiebfenstern verschwinden sah, trat ich meinen Rückweg an, und sezte ihn vorsichtig und durch das Gehölz, das ich zu passiren hatte, nicht ohne Eile fort. Auf dem Schlachtfelde hielt ich mindere Vorsicht und Eile für nöthig, aber auch hier traf ich auf Bauren, die Waffen aufraften und abschoßen. Möglichst wich ich ihnen aus, und mit einbrechender Nacht hatte ich mein Dorf Elnia wieder erreicht.
Mein Bericht über den Erfolg meiner Sendung brachte den Spital-Commandanten vor dem Gedanken einer Verlegung des Spitals in das von mir besichtigte Dorf zurück.97 Dagegen faßte er den Entschluß, zuerst die schwer Verwundeten und Kranken nach Gziat zurückzuschicken, und dann mit dem übrigen Theile des Spitals nachzufolgen, wenn sich für ihn eine passende Unterkunft fände. Mich traf abermals der Auftrag für beides // S. 58// zu sorgen. War mir der erste Auftrag lästig gewesen, so war mir der zweite sehr bedenklich. Indessen konnte ich diesen zweiten Auftrag so wenig ablehnen, als den ersteren.
Mit Tagesanbruch begab ich mich in Begleitung meines Chevauxlegers auf den Weg. Auf der grosen Heerstraße begegneten mir von Zeit zu Zeit Haufen Reconvalescirter, die der Armee nachzogen, und sich wunderten, wie ich allein die Strasse zu ziehen wagen könne. Auf einer französischen Poststation, bestehend aus ein paar Häusern, die gegen plötzliche Überfälle mit Pallisaden verwahrt waren, wurde mir erzählt, daß die Straße nach Gziat für Einzelne sehr gefährlich zu passiren sey, und kein Tag vergehe, wo nicht Soldaten ermordet werden. Man rieth mir daher, für heute nicht weiter als bis zum nächsten Dorfe zu gehen, das etwa 3. Stunden entfernt, in der Nähe des grosen Waldes liege, durch den die Straße führt. Dort kam ich mit einbrechender Nacht an, und traf in mehreren Häusern beysammen etwa 100. französische Soldaten, denen jeder neu ankommende Bewaffnete willkommen war. Abends um 8. Uhr fanden sich einige Flüchtlinge ein, die aussagten, daß ein Transport polnischer Kranker und Verwundeter, von Mosaisk herkommend, zwischen hier und der letzten Poststation von einem Trupp Bauern-Cosacken angefallen, und grösten Theils niedergemacht worden sey. Wie sehr diese Nachricht unsere Besorgnisse vermehrte, läßt sich // S. 59// leicht denken, allein in der hiesigen Nacht war nichts anderes zu thun, als zu bleiben, wo wir waren. Doch gieng die Nacht ruhig vorüber; des andern Tages setzte ich meinen Weg mit meinem Begleiter fort, und gelangte durch den 3. Stunden langen Wald, ohne irgend einen Unfall, glücklich nach Gziat , wo meine glückliche Reise das gröste Erstaunen meiner Landsleute erregte. Mit dem dortigen Spitalcommandanten hatte ich bald einige passende Häuser aufgefunden, und des andern Tages Nachmittags kam der erste Transport unter guter Bedeckung ohne Unfall hier an. Zu vollständiger Ausführung meines Auftrags sollte ich den folgenden Tag auf meinem gefahrvollen Weg wieder zurückkehren, aber der bestimmte Befehl des Commandanten eines gerade angekommenen württembergischen Marschbataillons {667} 667 Einheit, die sich im Anmarsch zu den im Feld befindlichen Truppenteilen befindet, um diese zu verstärken.
(aus reconvalescirten Officieren und Soldaten der Infanterie bestehend), der mich gewißem Untergang nicht entgegen gehen lassen wollte, hielt mich zurück. Ich schloß mich also an das Marschbataillon an, und setzte mit diesem den Weg gegen Moskau , anfänglich auf einer Seitenstraße, fort. Am 10.ten schlugen wir wieder die grose Heerstraße ein, und trafen in Mosaisk den übrigen Theil des Spitals von Elnia, der, statt nach Gsziat zurück, vorwärts nach Moskau zog. Hier wurde ich zu meinem grosen Leidwesen zu dem Spital förmlich commandirt. Abends den 16. October in Perkuszkowo , 6. Stunden von Moskau , angelangt, kam der Befehl, uns wieder zurück zu ziehen, und den Spital // S. 60// in Wiasma oder Smolensk zu etabliren, weil die grose Armee Moskau verlassen habe. Nichts desto weniger gieng das Marschbataillon noch nach Moskau , mir aber war es trotz meines Gesuchs um Entlassung von dem Spital nicht vergönnt, die alte Hauptstadt der russischen Czarn zu sehen.
Mißmuthig trat ich den Rückweg an. Die Tag-Märsche waren klein, aber der vielen Defileen wegen beschwerlich. Bey Mosaisk brachten uns Bauerncosacken in Allarm. Als wir bey dem grosen Kloster {668} 668 Kloster Kolotskoye.
in der Nähe des Schlachtfeldes ankamen, hatte die Besazung desselben so eben einen Angriff von Bauerncosaken abgeschlagen. Ich hatte die Arrieregarde des Convoy, und stack mit vielen Wägen in einem Defilee; hätten sie einen Angriff auf mich gemacht, so wäre ihnen zum mindesten die Wegnahme unserer Wägen geglückt. Am folgenden Tage ermordeten sie einen französischen Courier und 1. Chasseur {669} 669 Jäger.
, die vorausgeeilt waren, als wir noch eine Viertelstunde von der französischen Poststation entfernt waren. Von dieser Station an waren wir bis Gziat immer von ihnen umschwärmt, und einzelne Officiere und Soldaten, wenn sie nur 100. Schritte sich von der Avantgarde entfernten, büßten {670} 670 Es folgt gestrichen das Wort „sie“.
ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben.
Am 26. October waren wir in Gziat angekommen, und am 30. hatten wir Wiasma erreicht. An diesem Tage bedauerten wir den Verlust zweier französischer Adjutanten, sehr artiger // S. 61// Leute, die in geringer Entfernung vom Zuge, von Bauerncosacken grausam ermordet wurden, ehe es uns gelang, sie ihren Händen zu entreissen. Zwischen Semlewo und Dorogobusz , am 3. November, holten uns die ersten Flüchtlinge der Armee ein, und brachten die Kunde von dem Rückzug der grosen Armee, und der beginnenden allgemeinen Auflösung. Am 5.ten kamen wir in Dorogobusz an, und am 9.ten erreichten wir Smolensk. In der Nähe von Moskau hatte unser ganzer Zug aus einigen 100. Mann, darunter etwa 50. waffenfähige, bestanden. Von Tag zu Tag vergrößerte sich unsere Zahl, denn jeder Einzelne fand es gerathener mit dem grosen Haufen zu ziehen, dessen Vertheidigungsmittel täglich bedeutender wurden. Nach wenigen Tagen hatten wir Generale und Officiere aller Grade mit uns, und Soldaten von allen Waffengattungen. Wenige vollständig bewaffnet, mehrere noch mit einer einzelnen Waffe versehen, die meisten unbewaffnet, keiner, der sich nicht mit irgendeinem Beutestück schleppte, vom geringsten Fetzen bis zum kostbarsten Shawl, vom elenden Stück Schaaffell bis zum feinsten Pelz, vom armseligen Bauernwägelchen bis zur Staatscaroße, Je kräftiger noch der Soldat war, desto besser war er noch bewaffnet, desto weniger aber mit Beute beladen. Der Infanterist bediente sich auch hier noch seiner Füsse, der Cavallerist ritt entweder ein russisches Konji (Bauernpferdchen) oder fuhr er {671} 671 Wort überflüssig.
mit mehreren // S. 62// zusammen in irgend einem Fuhrwerk, oder trieb er103 wenigstens sein kraftloses Konji so lang es noch gehen wollte, mit seinen Waffen behängt, vor sich her. Wie die Waffengattungen bunt gemischt waren, so waren es die Nationen, man sah ausser den Franzosen und Deutschen aller Völkerschaften, noch Pohlen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Dalmatier, Illyrier p.p. Immer beschwerlicher wurde der Marsch, immer seltener die Lebensmittel; am 5.ten hatten uns schon viele Flüchtlinge ein- und überholt, und noch am nemlichen Tage waren wir mitten in dem grosen Rückzug. Die Kranken und Verwundeten wurden, so gut es sich thun ließ, in Smolensk untergebracht, und mein Spitaldienst hatte ein Ende.
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