Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Название:На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
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- Издательство:Новое литературное обозрение
- Год:2017
- Город:Москва
- ISBN:978-5-4448-0568-8
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Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера краткое содержание
На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн бесплатно полную версию (весь текст целиком)
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Indem ich dieses Gemälde schliesse, habe ich nur noch beizufügen, daß ich darin keine zu grellen Farben gebraucht, daß ich die reine lautere Wahrheit gesagt, und daß ich übrigens bis jetzt, wo ich dieß schreibe, im Jahr 1828. in allen Schilderungen des Rückzugs, die mir vor Augen kamen, noch keine Uebertreibungen gefunden habe, ja daß ich überzeugt bin von der Unmöglichkeit, das Elend der Flüchtlinge gräßlicher zu malen, als es in der Wirklichkeit war.
Ich brauche nun wohl nicht mehr zu sagen, wie freudig unsere Empfindungen waren, als wir den Schauplatz unseres Unglücks, unseres Elendes verlassen hatten, und beginne daher, meine Rückreise ins Vaterland zu erzählen.
Zwölfies Capitel.
In Kalvary , am 13. Dec[em]b[e]r kaufte ich mit dem Ober-Lieutenant Grafen v[on] Graevenitz , und dem Ober-Lieutenant v[on] Maucler125 zusammen 2. Schlitten, die wir mit unsern Pferden bespannten, und auf deren einem Graevenitz und ich Platz nahmen, auf dem andern aber fuhren der kranke Maucler und der Quartiermeister Veihelmann. Als Kutscher und Bedienten hatten wir den Jäger Hoffmann angenommen, und die gleichen Dienste bey Mauders Schlitten // S. 88// versah der Jäger Sommer. Der Frost hatte seit 24. Stunden etwas nachgelassen, doch war er immer noch bedeutend genug. Am 14. Dec[em]b[e]r verließen wir Kalvary, schlugen den Weg nach Goldap ein, waren über Mittag in Krowikresly , bey einem Grafen v[on] Pusinsky , und erreichten Abends Wysztitten. Tags darauf gelangten wir nach Goldap in Ostpreussen. Bey meinen dortigen Bekannten fand ich eine herzliche Aufnahme. Meine Erzählungen von unsern Schicksalen erregten eine aufrichtige Theilnahme, und sie suchten nach Kräften uns unser überstandenes Ungemach vergessen zu machen. Aber auch sie hatten schwer gelitten von den Durchzügen der französischen Armee, und hatten manche und grose Verluste zu bedauern. Uns als Deutschen boten sie die brüderliche Hand, aber gegen die Franzosen hatte sich ihr Haß, der seit 1807. noch nicht erloschen war, auf's Neue und heftiger als zuvor entzündet. In Goldap legten wir unsere zerrissene, von Ungeziefer wimmelnde Kleidung ab, und verschafften uns von dem Rest unserer Baarschaft neue Kleider, reines Weißzeug. Von hier nahmen wir den Weg nach denjenigen Orten, wo unser Regiment vor dem Feldzuge eine kurze Zeit in Cantonnirung gestanden, und wo sich Graevenitz mehrere gute Bekannte erworben hatte.
Es waren dieß die Städtchen Angerburg und Rastenburg, besonders aber Rößel. In allen dreyen fanden wir eine ebenso gute Aufnahme, wie in Goldap , und wie hier, so machten wir auch in Rößel einen Ruhetag. Am 20. De- c[em]b[e]r setzten wir die Reise fort, und nahmen die Richtung nach Danzig , wo der Sammelplatz der Württemberger seyn sollte. // S. 89//
In Heilsberg waren wir sehr gut einquartirt bey einem Kaufmann Romann, und den folgenden Tag lernten wir in dem Bürgermeister von Wormditt und seiner Frau sehr wackere Leute kennen. Hier wurde uns der Rath ertheilt, jedenfalls über Elbing und Danzig zu gehen, und diesem Rathe folgend erreichten wir die letztere Stadt am 22. Dec[em]b[e]r bey später Nachtzeit. Tags darauf brachten wir in Erfahrung, daß der württemberg'sche Kriegs-Commissär Herdegen hier anwesend sey, und von ihm erhielten wir sofort zu unserer unaussprechlichen Freude aus der Kriegs-Casse ein Anlehen von 20. Louisdor , und zugleich die Nachricht, daß statt Danzig nunmehr die Festung Thorn an der Weichsel zum Sammelplätze für die Württemberger bestimmt sey. Wir verließen nun Elbing sogleich wieder, passirten am nemlichen Tage Marienburg, und kamen am 24. Dec[em]b[e]r Abends in Marienwerder an, wo wir bey Medicinalrath Burkhardt ein quartirt wurden, und wo wir den Christtag zubrachten. Die Ungefälligkeit des Wirths und seiner Frau verkümmerte uns den Ruhetag nicht wenig, und gerne traten wir am 26. Dec[em]b[e]r unsere Weiterreise an. Nach 2. Tagreisen, auf denen wir die Stadt Graudenz passirten, und an der Festung gleichen Namens vorbeykamen, trafen wir am 28. Dec[em]b[e]r in der Stadt und Festung Thorn auf dem rechten Ufer der Weichsel ein. Aber auch hier war unsers Bleibens nicht, und zwar zu unserer grosen Zufriedenheit, weil wir keineswegs Lust hatten, eine Belagerung, die wohl vorauszusehen war, auszuhalten, vielmehr nach der Rückkehr ins Vaterland uns sehnten. Nach einem // S. 90// Rasttage verließen wir Thorn wieder, und begaben uns 10. Stunden weiter nach Inowraclaw , ein Städtchen im Herzogthum Warschau, wo sich die aus dem Feldzuge rückkehrenden Württemberger sammelten.
In Ost- und Westpreussen, so wie im Herzogthum Warschau waren überall noch die Spuren zu finden, die der Durchzug der französischen Armee im Frühling und Anfänge des Sommers zurückgelassen hatte, nirgends aber waren sie so deutlich, wie in Ost-Preussen, und auch hier wieder am deutlichsten in dem nördlicheren Theile, weil die Disciplin immer gelinder wurde, je mehr sich die Armee der feindlichen Grenze, der Eröffnung des Feldzuges näherte. Wir trafen darum auch viel Elend in diesen Gegenden, und durften uns darum über die oft feindselige Begegnung der Einwohner nicht wundern. Gleichwohl waren es gerade die am härtesten Bedrängten, die uns am wohlwollendsten aufnahmen, und ich kann im Allgemeinen nicht anders, als das Benehmen der OstPreussen sehr loben. Ein Gleiches aber kann ich von den Westpreussen nicht rühmen, und zwey Häuser, in Wormditt und Graudenz — ausgenommen, muß ich sagen, daß uns überall Haß und feindselige Gesinnungen begegneten, die sich keineswegs scheuten, sich durch Worte kund zu geben. Im Warschau' schen unterschieden wir zwischen Adel und Volk, während der erstere uns grose Geneigtheit bezeugte, scheute uns, haßte uns das letztere.
Das Land von Goldap bis Elbing ist ziemlich, gegen den Nogat hin aber sehr fruchtbar. Es ist meistens flach und von einförmigem Aussehen // S. 91// nirgends befinden sich Puncte, die sich durch Lage und Umgebung einigermaasen auszeichnen. Die Niederungen von Elbing gelten als einer der fruchtbarsten Landstriche Preussens. Bey Graudenz fängt das Land an, wieder sandig zu werden, und bey Culmsee und Thorn bildet es eine eigentliche Sandwüste. In OstPreussen gleicht die Bauart der Dörfer der im Warschau'schen, doch sind jene etwas freundlicher und reinlicher als diese. Die Städtchen Heilsberg und Wormditt sind alt, aber nicht schlecht gebaut. Elbing ist eine beträchtliche, sehr gewerbsame, gut gebaute Stadt. Gegen diese Stadt hin haben die Dörfer ein gefälligeres und wohlhabenderes Aussehen, aber in der Niederung der Nogat und Weichsel übertreffen sie die schönsten und reichsten Dörfer von SüdDeutschland. Die Mauern und Häuser von Marienburg zeugen von hohem Alter der Stadt, dagegen ist Marienwerder weit neuer und mit geschmackvollen Gebäuden geschmückt. Graudenz ist alt, aber nicht übel gebaut, auch scheint es ziemlich gewerbsam zu seyn. Die in nicht groser Entfernung gelegene Festung steht auf einer Erhöhung, doch sind von der Strasse aus weder Werke noch Häuser bemerkbar; sie soll nur einige wenige Wohn-Gebäude enthalten, indem die Garnison, als die einzigen Bewohner des Platzes, in den Casematten liegt. Diesseits Graudenz, wo der Boden wieder unergiebiger wird, sind auch die Dörfer schlechter gebaut, die Wohnungen minder bequem und reinlich, bey Thorn sind sie wieder ächt polnisch. Diese Stadt selbst ist von nicht unbedeutendem Umfang, gut bevölkert, und //S. 92// sehr gewerbthätig, sie hat viele gut gebaute Straßen, und manche Häuser, die einer grosen Stadt zur Zierde gereichen würden. Das Städtchen Inowraclaw enthält neben vielen, nach polnischer Art gebauten Häusern, noch manche bessere Gebäude, die alle aus den Zeiten der preussischen Herrschaft herrühren. Im Ganzen gehört es zu den besseren polnischen Städtchen.
In diesem Orte sollte nach den Befehlen unsers Königs, der an die allgemeine Auflösung nicht glauben wollte, der Ueberrest der württembergischen Truppen gesammelt und geordnet werden, und bis zur Ankunft der Ergänzungsmannschaft verweilen, um dann vereint mit diesen126 wieder gegen den Feind zu marschiren. Die Generale sahen aber die Unausführbarkeit dieses Befehls wohl ein, und hatten darum schon früher einen aus ihrer Mitte mit dem Auftrag nach Stuttgart gesandt, den König über die wahre Lage der Dinge aufzuklären, und ihn wo möglich zu Zurückberufung der geretteten Truppen zu bestimmen. Dieß hatte denn auch den Erfolg, daß schon am 6. Jan[ua]r 1813. der Allen unausprechlich erfreuliche Befehl eintraf, die Offfciere einzeln so schnell als möglich ins Vaterland zurückzuschicken, die Soldaten aber unter der Aufsicht einiger Officiere in mäßigen Tagmärschen heimzuführen.
Während meines Aufenthalts in Inowraclaw , der vom lezten Dec[em]b[e]r bis zum 7. Jan[ua]r währte, hatte ich fortwährend mit Diarrhoe und Magenweh heftig zu kämpfen, die dagegen gebrauchten Mittel // S. 93// schlugen bey der allgemeinen Erschöpfung, an der ich litt, nicht an. Ich gehörte zu der Zahl derjenigen Officiere, die für sich heimkehren sollten, und gab nun meine Pferde unter die Aufsicht des Depot-Commandanten von unserem Regimenté, dem ich ein drittes schon in Rußland übergeben hatte, nahm von der Kriegs-Casse einige hundert Gulden auf, versah mich mit den nöthigsten Kleidungsstücken, und kaufte in Gemeinschaft mit dem Ober-Lieutenant Grafen v[on] Graevenitz eine polnische Pritschke {687} 687 Transportwagen mit ebener, offener Ladefläche.
für unsere Reise. Als Bedienter sollte uns Jäger Hoffmann begleiten.
Dreyzehentes Capitel.
Voll der freudigsten Gefühle traten wir am 7. Jan[ua]r Morgens unsere Heimreise an. Unsere Pritschke war zwar nicht bedeckt, doch hatte sie die Bequemlichkeit, daß wir nach Gefallen darin liegen oder sitzen konnten. Die Bespannung erhielten wir auf jedem Etapenplatze von den bereitstehenden Bauernpferden. Wir nahmen den Weg über Pakosz und Pudewitz nach Posen , wo wir am 8.ten anlangten. Nach einem Aufenthalte von einigen Stunden setzten wir unsere Reise fort, und übernachteten am 9. in Fraustadt, der lezten Stadt im Herzogthum Warschau. Am 10. giengen wir über die Oder, passirten Glogau, wo wir Mittag machten, und erreichten über Sagan, Surau, Muskau, Hoyerswerde und // S. 94// Königsbrück schon am 12. Jan[ua]r die Hauptstadt des Königreichs Sachsen, Dresden. Hier ruhten wir zwey Tage aus, fuhren am 15. das Elbethal hinab nach Meissen, von dort über das Erzgebürge durch Freyberg, Chemnitz, Zwickau, nach Plauen im Voigtlande, durch Hof und Bayreuth nach Nürnberg, wo wir am 18.ten Jan[ua]r eintrafen. Den 19.ten kamen wir nach Ansbach, und am 20.ten nach Ellwangen, wo wir abermals einen Rasttag machten. Tags darauf giengen wir bis Gmünd, und den 23.ten nach Ludwigsburg, von da aber auf die uns vom Gouverneur gegebene Nachricht, daß alle aus Rußland zurückkehrenden Officiere bis zum lezten Jan[ua]r Urlaub hätten, und bis dahin im Lande hingehen konnten, wo sie wollten, noch am nemlichen Tage nach Stuttgart.
So war ich denn nach unzähligen Mühseligkeiten und Gefahren aller Art wieder im Vaterlande angekommen. In dem kurzen Zeitraum von 17. Tagen hatten wir eine Strecke von beinahe 300. Stunden zurückgelegt,128 und während dieser Zeit noch 3. Rasttage gemacht. Wir waren durch vieler Herren Länder gereist, und hatten überall eine mehr oder minder gute, nie eine schlechte Aufnahme gefunden. Aller Orten wurden wir angestaunt, als Wunder, die dem allgemeinen Verderben entronnen waren, überall hatten wir von den Schicksalen, dem Zustande der Armee, von unsern eigenen Drangsalen zu erzählen, aber, wie die Menschen nun einmal sind, wir fanden welche, denen unsere Erzählungen // S. 95// nicht gräßlich genug klangen, und die darum zweifelten, daß wir wirklich dem ganzen Feldzuge und Rückzuge in Rußland angewohnt hätten. Überall, wo wir es verlangten, erhielten wir Quartiere, theils in Gast- theils in Privathäusern, aber nirgends, Dresden ausgenommen, verweilten wir länger, als unsere erschöpften Kräfte uns geboten. Im Warschau'schen hatten wir nicht mehr über die schlechten Quartiere, wie im vergangenen Frühjahr zu klagen, denn wir hielten nur auf Etapen Plätzen an, und unsere Ansprüche waren überhaupt durch den Aufenthalt in Rußland geringer geworden. In Posen hielten wir uns einige Stunden auf, um die Stadt zu sehen, und noch einige Kleidungsstücke zu kaufen. Diese Stadt und Fraustadt sind die beiden grösten und bestgebauten Orte, durch die wir auf der Reise von Inowraclaw an durch das Grosherzogthum Warschau kamen. Beide Städte haben manche schöne Gebäude, und auch hier, so wie in Kosten und Smygel verläugnen sich die Wohlthaten der preussischen Regierung nicht. Ueberhaupt bemerkt man mit Vergnügen die zunehmende Wohlhabenheit und Reinlichkeit der Bewohner gegen die Grenzen Schlesiens hin. Ungerne sahen uns die Pohlen auf dem Rückwege, denn aus allen Umständen mußten sie abnehmen129, daß es, wo nicht für immer, doch für eine geraume Zeit zu Ende sey mit der französischen Herrschaft in Pohlen, und daß nun erst grose Drangsale ihrer warten. Gleichwohl bezeugten sie uns alle Teilnahme, und leisteten uns jede // S. 96// Hülfe, die wir billigerweise von ihnen erwarten konnten. Dieß war namentlich in Fraustadt der Fall.
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