Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Название:На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Автор:
- Жанр:
- Издательство:Новое литературное обозрение
- Год:2017
- Город:Москва
- ISBN:978-5-4448-0568-8
- Рейтинг:
- Избранное:Добавить в избранное
-
Отзывы:
-
Ваша оценка:
Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера краткое содержание
На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн бесплатно полную версию (весь текст целиком)
Интервал:
Закладка:
Das Land von Inowraclaw bis an die schlesische Grenze ist eben, meistens sandig, aber nicht unfruchtbar, wie denn überhaupt dieser Theil von Pohlen zu den besseren gehört.
In Schlesien bemerkten wir bey den Einwohnern wohl eine heimliche Freude über das Unglück der grosen Armee, doch waren sie aller Orten zu artig, sie deutlich zu erkennen zu geben, vielmehr bezeugten sie uns viele Theilnahme, und manche waren so ehrlich, zu gestehen, daß wir dieselbe nur unserem gemeinschaftlichen Vaterlande, keineswegs aber unserer Verbindung mit Frankreich zu danken hätten. Nur in Glogau wären uns, troz der französischen Besatzung, beinahe Unannehmlichkeiten widerfahren, wenn wir, theils unserer selbst, theils der Nachkommenden wegen, nicht vorgezogen hätten, die ernstlich gemeinten Reden für Scherz und Unverstand zu nehmen. In den übrigen Orten, wo wir mit Einwohnern in Berührung kamen, vermieden wir daher jeden Anlaß zu politischen Gesprächen, und hatten wohl auch dieser Vorsicht das artige Benehmen unserer Wirthe mit zu danken. In der Stadt Glogau wollten wir uns, des eben erwähnten Vorfalls willen, nicht näher umsehen, und so weiß ich von den Festungswerken weiter nichts zu sagen, als daß sie mir auf der Oderseite besonders stark schienen. Die Straßen, durch die wir kamen, sind gut gebaut, // S. 97// zum Theil aber sehr enge. Die Stadt ist lebhaft, und die Einwohner scheinen ein munteres Völkchen zu seyn. Die mehrjährige französische Occupation hatte sie mit einem glühenden Hasse gegen die Franzosen erfüllt. Bey Neustädtel sahen wir Weinberge, die uns lebhaft an unser Vaterland erinnerten. Während um Glogau das Land eben ist, so erheben sich gegen Neustädtel einige Hügel, und von hier an verlieren sich die grosen Ebenen allmählig in ein hügelichtes {688} 688 Hügeliges.
Land, bis gegen Hoyerswerda hin, wo die Landschaft ebener zu werden beginnt. Sagan, das lezte schlesische Städtchen, ist recht artig zu nennen. Der ganze Landstrich von Glogau bis hieher ist sehr bevölkert und wohl angebaut. Die Dörfer sind reinlich, und die Wohnungen zeugen von Wohlhabenheit der Bewohner.
Surau ist das erste sächsische Städtchen, das wir berührten. Es ist gut gebaut, noch besser aber ist Muskau, das eine gar freundliche Lage hat, und darum, und der Artigkeit unserer Wirthsleute wegen mir wohl im Gedächtniß blieb. Spremberg und Hoyerswerda sind geringere Städtchen, und scheinen ziemlich arm zu seyn. Dagegen ist Königsbrück wieder ein freundlicher Ort.
Bis daher hatten uns unsere Wirthsleute, bey aller Zuvorkommenheit, doch mit einer gewißen Aengstlichkeit und Scheu aufgenommen, die wir hauptsächlich ihrer Furcht vor Krankheiten, hauptsächlich vor dem Nervenfieber, mit dem sie jeden Zurückkehrenden behaftet wähnten, zuschrieben, und nebenbey auch dem Ekel vor der Unreinlichkeit, die gar viele der // S. 98// Rückkehrenden noch an sich trugen, und die auch noch an uns einigermaasen sichtbar war. Wir hatten uns darum vorgesetzt, neben der Pflege unserer Körper und der Besichtigung der Merkwürdigkeiten Dresdens, dort auch noch besondere Sorgfalt auf unsere und unserer131 Kleider- Reinigung zu verwenden.
Es ist eine schöne, breite, mit grosem Aufwand gebaute, steinerne Brücke, die von der Vorstadt über die Elbe zur Stadt Dresden führt. Wir nahmen, gröserer Bequemlichkeit wegen, dießmal unser Quartier auf unsere Kosten in einem der ersten Gasthöfe, wo wir spät Abends anlangten. An den zwey folgenden Tagen sahen wir uns in der Residenz um. Die Stadt ist sehr gut gebaut, die Häuser sind von Stein, die Straßen nicht sehr weit, doch noch nicht gerade enge, durchgängig reinlich gehalten. Ausser dem Königl[ichen] Schlosse enthält die Stadt noch viele pallastähnliche Gebäude, und mehrere schöne Kirchen, worunter sich die Frauenkirche besonders auszeichnet, die nach dem Modell der S[an]ct Peterskirche in Rom gebaut ist. Die Aussicht auf dem Thurme dieser Kirche ist ausgebreitet und äusserst malerisch. Mehrere Sammlungen verschiedener Art sind sehenswerth. Das sogenannte grüne Gewölbe mit der unvergleichlichen GemäldeGallerie blieb uns leider! verschlossen. Die Rüstkammer enthält eine grose Zahl von Waffen und Rüstungen aus allen Zeiten, und zum Theil von hohem Werthe. In der Niederlage von Meißner Porcellän war gerade ein ausgezeichnet schöner Service, der dem // S. 99// französischen Kaiser bestimmt war, zu sehen, und ausserdem war eine grose Menge treflich gemalter Vasen und anderer Service vorhanden. Gerne hätte ich den Meinigen ein Andenken mitgenommen, aber ich mußte meine Baarschaft zu Rath halten. An dem Brühlschen Pallaste ist der Brühlsche Garten gelegen, der mit vielem Geschmack und grosem Aufwande angelegt ist, und eine herrliche Aussicht auf die schöne und breite Elbe gewährt. Die Oper, die wir aufführen sahen, befriedigte sowohl durch den Gesang als die Musik meinen Reisegefährten ausnehmend. Die Lage Dresdens an dem schiffreichen Flusse ist äusserst romantisch, und übertrifft wohl jede der andern Residenzen Deutschlands. Die Bewohner sind ein gutmüthiges, artiges, abgeschliffenes Volk, dem Vergnügen und den Zerstreuungen sehr ergeben. Sie nahmen sich die düstere Zukunft, die vor Deutschland lag, noch nicht sehr zu Herzen. In unserem Gasthofe waren wir gut genährt und bedient, hatten es aber auch bey unserer Abreise theuer zu bezahlen.
Wie wir von Königsbrück aus mit132 Postpferden nach Dresden gekommen waren, so reisten wir auch wieder von da ab nach dem nächsten Etapenplatze, Meissen. Der Weg dahin führt durch das Elbethal hinab, dem rechten Ufer entlang. Eine herrlichere, reichere Landschaft hatte ich nie gesehen. Das Thal auf beiden Seiten durch bedeutende Hügel geschlossen, // S. 100// diese mit den schönsten Baumgärten und Weinbergen bedeckt, das Thal reich besäet mit lieblichen Dörfern und Landhäusern, die Straße topfeben und treflich unterhalten, die Bewohner gut gekleidet, wohl genährt, Zufriedenheit im Gesichte, alles dieß machte einen wunderlieblichen Eindruck auf mich, und versetzte mich in die heiterste Stimmung. Vier Stunden lang führt der Weg durch dieses sächsische Paradies.
Schon ferne von Meißen gewahrt man das dortige uralte Schloß, die Stammburg und einst der Wohnsitz der Markgrafen von Meißen, auf einem hohen Vorsprung des Erzgebirges gelegen. Eine theils steinerne, theils hölzerne bedeckte Brücke führt über die Elbe, und in das Städtchen Meissen, das an dem Berge angebaut, von ferne sich gut ausnimmt, und nicht schlecht gebaut ist. In dem Schlosse befindet sich seit vielen Jahren die berühmte Porcellanfabrik, die, ihre Erde aus einer Entfernung von etwa 10. Stunden beziehend, ihre Producte zwar theuer hält, dagegen durch die Trefflichkeit der Masse {689} 689 Maße, Form.
, der Glasur und der Malereÿ alle Fabriken der Art in Deutschland weit übertrifft. Mit grosem Interesse nahmen wir die ganze Anstalt in Augenschein, und zur Erinnerung an unser Hierseÿn kauften wir uns beide eine Kleinigkeit.
Von Meissen aus führte uns der Weg auf das Erzgebürge. Hier nimmt die Natur einen rauheren Character an, und // S. 101// während der Sachse des platten Landes von den Erzeugnissen seines Bodens mehr oder weniger in Wohlhabenheit lebt, so ist der Bewohner des Erzgebürges von der kargen Natur genöthigt, seinen Lebensunterhalt durch den harten Bergbau, und die nicht minder harte Fabrikarbeit sich zu erwerben. In allen Städten, in allen Dörfern finden sich Fabriken, und das Aussehen der Bewohner zeugt von der Unzuträglichkeit ihrer Beschäftigung für die Gesundheit. Die Farbe der Bergleute ist eben so düster, wie der Ort ihrer Thätigkeit. Indessen herrscht auf dem Erzgebürge viel Leben, und Handel und Wandel ist im Schwünge. Wie im übrigen Sachsen, so sind auch hier die Menschen zuvorkommend und gastfreÿ.
Das nächste Städtchen, in das wir von Meissen aus kamen, ist Noßen, das sich durch nichts auszeichnet, als ein grosses altes Schloß. Freÿberg, wo wir das Nachtquartier nahmen, die berühmte Bergstadt ist nicht unbeträchtlich, gut gebaut, aber nicht stark bevölkert. Es hat134 ein groses schönes Schloß. In der Nähe dieser Stadt befinden sich mehrere Bergwerke, wir nahmen uns aber nicht Zeit, eines derselben zu besichtigen, so sehr wir es auch gewünscht hätten. Chemnitz ist eine bedeutende und lebhafte Handels- und Fabrikstadt, und hat viele schöne Gebäude. Das Dorf Oberlungwitz zieht sich mit 2. Reihen Häuser in einem sehr engen Thaïe 1 1/4. Stunde weit hin. Das Städtchen Lichtenstein // S. 102// mit seinem Schlosse hat eine romantische Lage. Zwickau, die lezte Stadt im sächsischen Erzgebürge, treibt viel Handel, und besitzt ebenfalls mehrere Fabriken. Die Stadt ist sehr lebhaft.
Nun hatten wir das Voigtland erreicht, ein nicht weniger thätiger und fabrikenreicher Landstrich als das sächsische Erzgebürge, der einen Theil eben dieses Gebürges ausmacht. Reichenbach ist ein recht artiges Städtchen. Plauen ist alt, nicht beträchtlich, mit einem grosen Schlosse.
Am 17. erreichten wir das bayrische Gebiet. Die Zuvorkommenheit und Gastfreiheit der Sachsen verliert sich von Plauen an nach und nach in das derbere, weniger gefällige Wesen der Bayern. {690} 690 Vossler reiste durch die fränkischen Gebiete, die im Zuge der napoleonischen Reformen dem bayerischen Staatsgebiet zugeschlagen wurden. Nach Altbayern kam er als Soldat nicht.
In Hof, einer nicht unbeträchtlichen Stadt, vermißt man das gute Sachsenland noch nicht so sehr, aber schon 4. Stunden weiter, in Münchberg, wird man gar deutlich gewahr, daß man Sachsen verlassen hat. Zwischen Hof und Münchberg erblickt man zur Rechten die hohen Häupter des Fichtelgebirges, aber nun gelangt man wieder in ein flacheres Land. Zu Bayreuth fanden wir im goldenen Anker ein gutes Nachtquartier. Unsere Ankunft daselbst erfolgte so zeitig, daß wir das Theater noch besuchen konnten. Die Gegend um Bayreuth hat viele schöne, wohlhabende Dörfer, und die Stadt selbst ist gut gebaut, und wohl bevölkert. // S. 103// Hilpoltstein ist ein schlechtes Städtchen, aber das nahe Schloß, auf einem einzeln stehenden hohen Felsen gelegen, giebt der Lage ein romantisches Ansehen. Am 18. Abends kamen wir in Nürnberg an. Wir erhielten unser Quartier im Reichsadler, wo wir am Wirthe und seiner Frau recht gefällige Leute fanden. Auch hier verkürzten wir den Abend durch den Besuch des Theaters, und nachher noch durch die Unterhaltung mit unsern Wirthsleuten. Am folgenden Morgen verwendeten wir einige Stunden zur Besichtigung der grosen alten, ehemals so reichen, noch immer aber wohlhabenden Stadt. Die Lage ist eben, und nur in der Ferne erblickt man Gebirge. Ansbach ist eine recht hübsche Stadt mit einem grosen schönen Schloße. Wir hatten hier unser Quartier bey dem Regierungsrath Schnitzlein, und lernten in ihm und seiner Familie {691} 691 Überschrieben: „Frau“.
artige Leute kennen. Ich besuchte da einen ehemaligen Arbeiter meines Oncles Riegelbach, Namens Scheuermann, den ich zu der Zeit, als ich das Gymnasium in Stuttgart besuchte, wohl kennen gelernt hatte, und der über meine unerwartete Erscheinung sehr erstaunt und erfreut war. —
Der 20. Jan[ua]r war der Tag, wo137 wir das Vaterland wieder betraten. In Ellenberg, dem ersten württembergischen Orte, ward vor dem Wirtshaus Halt gemacht, und in [sic!] vaterländischem Weine dem Vaterlande ein Hoch gebracht. In Ellwangen rasteten wir einen Tag. Unsere Aufnahme hätten wir uns nicht besser wünschen können. Alles beeiferte // S. 104// sich, uns unsere Leiden und Mühseligkeiten durch Zuvorkommenheit und Gefälligkeit vergessen zu machen. Am 22.ten setzten wir unsere Reise nicht weiter als bis Schwäbisch Gmünd fort, wo wir ein Quartier bey Kaufmann Mayer erhielten, und Abends nach gut württembergischer Sitte zu einem Glase Wein giengen. Daß wir allein hier das Wort führten, und von allen Anwesenden mit Fragen bestürmt, führen mußten, bedarf wohl keiner Versicherung.
Читать дальшеИнтервал:
Закладка: