Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Название:На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
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- Издательство:Новое литературное обозрение
- Год:2017
- Город:Москва
- ISBN:978-5-4448-0568-8
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Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера краткое содержание
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Schon am 23. April, als wir noch im Würzburgschen waren, hatte man angefangen, theils zur Uebung der Mannschaft //S. 113// und der jungen Officiere, theils, weil feindliche Streifparthieen149 bis über den Thüringer Wald herausgedrungen waren, in den Nachtquartieren Piquete auszustellen, und einen Theil der Mannschaft in den Orten selbst zur Abwehr eines etwaigen Ueberfalls bereit zu halten. Mehrere Tage lang hatte man diese Vorsicht für überflüssig gehalten, allein bald wurde sie durch den Erfolg gerechtfertigt, denn am 30. April Morgens vor TagesAnbruch zeigte sich vor unsern Ve- detten wirklich eine Parthie Kosacken, die übrigens, als sie solche auf ihrer Hut sahen, nach einigen Schüssen eiligst weiter zogen. Am 2.ten May hatte ich in Priesnitz Quartier zu machen, und als ich dort mit wenigen Reitern ankam, hatten kaum vorher etliche und zwanzig preussische Husaren den Ort verlassen, und wir bemerkten wohl, wie die Einwohner uns anfänglich ebenfalls für Preussen hielten, und sich darauf in ihrer Erwartung ungerne getäuscht sahen. Bey Naumburg begegneten uns viele Verwundete, die uns Kunde gaben von der Schlacht bey Lützen, und dem Siege der Franzosen. {702} 702 Die Schlacht bei Großgörschen (auch: Schlacht bei Lützen) fand am 2. Mai 1813
Nicht weit jenseits Naumburg {703} 703 statt.
glaubten wir ein Gefecht bestehen zu müssen, es war eben ein Corps Franzosen, das wir für Feinde hielten, und das in uns gerne Befreundete entdeckte. Abends kamen wir auf dem Schlachtfelde von Lützen in einer weiten Ebene an, und neben einem während der Schlacht abgebrannten Dorfe schlugen wir unsere Bivouacq auf. Es war bereits tiefe //S. 114// Dämmerung, und deswegen blieb uns das Gemetzel, das 2. Tage vorher hier stattgehabt hatte, für heute noch verborgen.
In der Nacht wurden 2. preussische Unter-Offiziere verwundet, herbeigebracht, die uns Näheres über die Schlacht sagen konnten, übrigens kein Hehl hatten, wie sehr die Preussen gegen die Deutschen, die noch in den Reihen der Franzosen fechten, ergrimmt seyen. Gleichwohl wurde, wie sich von selbst versteht, den beiden Verwundeten alle Hülfe geleistet, die sie wirklich auch mit Dank anerkannten. Als der Morgen wieder anbrach, that sich uns das Gemälde der gräßlichen Blutarbeit auf. Todte und verstümmelte Leichen in ungeheurer Zahl, Waffen und Monturen aller Art, zertrümmerte Wagen und Kanonen bedeckten unsere nächste Umgebung, und mancher unserer jungen Soldaten wünschte sich wohl zurück an den sicheren elterlichen Heerd. Mehrere Stunden lang harrten wir des Befehls zum Aufbruche, und es schien, als sollten sich hier die neuen Soldaten mit ihrem Berufe erst vertraut machen.
Um 10. Uhr Morgens, am 4. May, brachen wir endlich auf, zogen über einen Theil des Schlachtfeldes hin, und um die Mittagszeit vereinigten wir uns bey Pegau mit dem 4.ten französischen Armeecorps unter General Bertrand , zu dem wir fortan gehörten. Leipzig links lassend, wendeten wir uns zu Verfolgung der Blücher ’sehen Armee gegen das Erzgebürge hin //S. 115// und bivouacquirten die folgende Nacht bey dem Städtchen Luckau . Tags darauf gieng der Marsch durch das reichste Land Sachsens, das Altentburg'sche bis Rochlitz. Den ganzen Tag über waren wir an grossen
Massen Infanterie vorbeygezogen, und hatten mehrere Plänkeleyen mit Preussen gehabt. Vom 6.ten auf den 7.ten bivouacquirten wir bey Tanneberg, und den folgenden Morgen erreichten wir Mittelweyda, wo allgemeiner Halt gemacht wurde.
Nach einigen Stunden Ruhe rückte die Schwadron, bey der ich stand auf die Höhe beym Orte, die schon zum Erzgebürge gerechnet wird, vor, und sollte den Feind, der sich vor und {704} 704 Korrekt: „uns“.
in einem gegenüber stehenden Walde aufgestellt hatte, von dort vertreiben, aber, ehe der Angriff geschehen konnte, war {705} 705 Korrekt: „waren/
das Feld und der Wald von ihm geräumt worden. Nun zog das Armeecorps weiter über Haynichen hin bis Reichenbach. Hier erhielten wir die Nachricht, daß Blücher bereits über die Elbe zurückgegangen sey. Eine Recognoscirung, die auf 2. Stunden vor Noßen hin von uns gemacht wurde, bestätigte dieß, und gewährte ausser einzelnen Nachzüglern, die gefangen wurden, sonst keine Resultate.
Am 8.ten stießen wir bey Herzogenwalde auf die grosse französische Armee, aber sogleich erhielten wir den Befehl, über Tharand nach Pirna zu marschiren, und dort die Elbe zu besetzen.
Am 10.ten May Vormittags hatten wir unsern Auftrag erfüllt. Das jenseitige Ufer war von Russen besetzt, und wir hatten darum //S. 116// sehr auf der Hut zu seyn, gleichwohl war der grösere Theil der Mannschaft einquartirt worden. Am 11. giengen wir an der Elbe abwärts, durch Dresden, über die Elbe, wo Kaiser Napoleon beym Vorüberziehen das Corps in Augenschein nahm, und auf der Straße nach Königsbrück, unter fortwährendem Geplänkel in der waldigten {706} 706 Waldigen.
Gegend bis vor Lausnitz, welcher Ort noch Nachts 9. Uhr mit Sturm genommen wurde. Am 12. rückten wir nach Königsbrück vor, und bezogen jenseits der Stadt an der Straße nach Bautzen einen Bivouacq, von wo aus wir die äussersten Vorposten gaben. Nachmittags machte ich mit 20. Mann eine Recognoscirung auf der Straße nach Hoyerswerda, bis Schmorka, eine Stunde von Königsbrück, ohne jedoch etwas vom Feinde zu entdecken. Tags darauf fand auf der nemlichen Straße eine zweite Recognoscirung statt, der ich, als der Gegend bereits kundig, mit 10. Mann beigegeben wurde, und die noch weiter aus 2. Compagnien croatischer Infanterie, und 20. Mann neapolitanischer Lanzenträger, unter dem Commando des neapolitanischen Schwadronschefs, Herzog von Mirelli, bestand. Ausserdem wurden 2. französische Capitäns vom Generalstabe mitgegeben. Unser Auftrag gieng dahin, 2. Stunden weit bis Schwepnitz vorzurücken, und dort, falls wir den Feind nicht träfen, über seinen Rückzug und die Streitkräfte, die diese Straße gezogen waren, Erkundigung einzuziehen. //S. 117// Ich hatte {707} 707 Es folgt ein gestrichenes Wort.
mit meinen Jägern die Avantgarde, und Croaten durchstreiften den Wald, der von Schmorke bis Schwepnitz und noch weiter hinzieht. Auf dem ganzen Marsche hatten wir nichts Verdächtiges bemerkt, und nur, als wir gegen das Dorf Schwepnitz vorrückten, sahen wir 2. Reiter auf der andern Seite des Orts auf der Straße mit verhängtem Zügel156 dem Walde zueilen.
Wir setzten ihnen zwar nach, erreichten sie aber nicht mehr. Die Dorfbewohner sagten aus, es seyen Bauren aus der Gegend gewesen, die wahrscheinlich die Furcht, ihre Pferde zu verlieren, zu so eiliger Flucht bestimmt hätte. Wir mußten die Wahrheit dieser Angabe dahin gestellt seyn lassen, indessen hielten wir die gröste Vorsicht für nöthig, und umstellten daher das ganze Dorf mit Vedetten, und die Infanterie ward am Eingänge des Orts postirt. Auf Befehl des Commandanten begab ich mich sofort mit ihm, den 2. Generalstabsofficiren, 1. Croaten-Capitän und 1. CroatenLieutenant in das Pfarrhaus, wo der Pfarrer, der Schulze und der Schulmeister umständlich über den Feind ausgefragt wurden, und ein Capitän ihre Aussagen niederschrieb. Die Verhandlung währte etwa 1. Stunde, und in der Zwischenzeit hatten sich, weil alles ruhig blieb, nach und nach sämtliche Croatenofficiere im Pfarrhause eingefunden. Eben sollte sich das Verhör endigen, als hastigen Schrittes ein Croate hereintrat, seinen Capitän bey Seite nahm, und ihm einige Worte //S. 118// ins Ohr raunte. Mit erschrockenem Gesichte wendete dieser sich gegen uns, und eröffnete uns, es zeigen sich am Walde mehrere preussische Husaren. Sogleich verliessen wir alle das Pfarrhaus, und eilten unserem Detaschement zu, und von da auf eine nahe Höhe, wo die ganze Umgebung des Dorfes zu übersehen war. Von dort bemerkten wir zwar keine Preussen, aber eine grose Zahl Kosacken, die mit entsetzlichem Hurrah von allen Seiten aus dem Walde hervorströmten, und bereits eilten die Vedetten gegen das Dorf zurück. Wir mit ihnen. Als wir bey der Infanterie ankamen, bemerkten wir sogleich, daß ein groser Theil derselben die Reihen verlassen, und sich in das Dorf zerstreut hatte, der Ueberrest aber im Begriffe war, diesem Beispiel zu folgen. Die Stimme ihrer Officiere wurde nicht mehr von ihnen beachtet, und diese selbst hatten bereits alle Hoffnung zur Rettung aufgegeben.
Unter diesen Umständen blieb der wenigen Cavallerie, wollte sie anders nicht in dem Dorfe sich schmählich ergeben, nicht anders übrig, als ein schleuniger Rückzug. Da aber das Dorf auf etwa 1,500. Schritte ganz von Waldung umgeben war, und die Kosacken auch unseren Rückzugsweg bereits besetzt hatten, überdieß hunderte von ihnen aus allen Richtungen gegen uns hinjagten, so verließen wir alsbald die Heerstraße, und suchten auf dem nächsten Weg den Wald zu gewinnen. Noch ehe wir ihn erreichten, waren 3/4. unserer Leute von den andrängenden Kosaken vom Pferde herabgestochen //S. 119// worden, und die übrigen hatten in wenigen Minuten am lichten Saume des Waldes das nemliche Schicksal erfahren.
Ich rannte, während ich gegen die Lanzenstösse meiner Verfolger meinen Rücken deckte, mit meinem Pferde mehremale so nahe an Bäumen vorbey, daß ich beynahe vom Sattel abgestreift worden wäre. Endlich hatte ich einen kleinen Vorsprung gewonnen, und bereits wähnte ich der Gefangenschaft noch entgehen zu können, als, während ich mich umsah, mein Pferd plözlich stehen blieb, und ich mich vor einem dichten Gebüsch ohne allen Ausweg befand. Nun galt es einen schnellen Entschluß zu fassen. Mit der grösten Behendigkeit sprang ich vom Pferde herab, ließ es zur Beute der herangekommenen Kosaken zurück, und schlüpfte, während diese mir noch nachstachen und schossen, in das Gebüsch hinein, und darin fort. Bald wurde es immer dichter, und nach etwa 100. Schritten so dicht, daß ich darin von 20. Verfolgern nicht entdeckt worden wäre.
Nun legte ich mich nieder, und verhielt mich ruhig. Nach und nach hörte das Lärmen und Schießen theils auf, theils entfernte es sich immer mehr, woraus ich abnahm {708} 708 Annahm.
, daß das Loos meiner Gefährten nunmehr entschieden sey. Indessen brach die Nacht herein, und ich brachte sie nicht unter den tröstlichsten Betrachtungen, von Hunger, Durst und Kälte gequält, in dem Gebüsche zu. Der andere Tag sollte, wie ich wohl sah, auch mein Schicksal entscheiden.
Mit Tages-Anbruch verließ ich mein Lager, und suchte einen freyeren //S. 120// Theil des Waldes zu gewinnen, um mich gegen Königsbrück zurückzuziehen. Die Richtung, in der ich dieß zu thun hatte, war mir troz der Verwirrung des gestrigen Tages nicht verloren gegangen, wie ich mich nachher überzeugte. Bald wurde der Wald lichter, und mit Behutsamkeit setzte ich meinen Weg eine Strecke weit fort. Plötzlich aber sah ich mich vor einem breiten Fahrwege, und indem ich queer darüber wegeilen wollte, erblickte ich mehrere Kosaken, die des Weges geritten kamen, und sogleich auf mich zueilten. Mein Loos war gefallen. Ein Versuch, in den Wald zu entkommen, wäre vergeblich gewesen, bey seiner lichten Bestockung158, und würde mein Schicksal nur verschlimmert haben, ich ergab mich also ohne Gegenwehr zum Gefangenen.
Seit dem Aufbruche vom Schlachtfelde bey Lützen hatten wir verschiedene Gegenden durchzogen. Das flache Land dehnt sich von Lützen her durch das Altenburgsche bis gegen Rochlitz hin. Niedliche Städtchen, viele und schöne, besonders im Altenburg'schen reiche Dörfer verschönern die Landschaft. Bey Rochlitz fangt das Land an, hügelicht zu werden, und gegen Mittelwayda hin, erheben sich die Hügel zu Bergen. Hier steigt das Erzgebürge empor. Aus dem reichen und gesegneten Lande gelangt man in einen rauhen, unfruchtbaren Landstrich, der zwar wohl bevölkert ist, aber nicht durch die Erzeugnisse / /S. 121// der Erde, sondern durch die Producte des Kunstfleisses seine Bewohner nährt. Gegen Tharand hin gewinnt die Natur einen freundlicheren Charakter, die Thäler durchzieht eine mildere Luft, die Anhöhen sind mit den schönsten Laubwaldungen bekränzt. Jeder Schrittt, jede Wendung gewährt eine neue, romantische Ansicht. Man fühlt, daß man der gerühmten sächsischen Schweitz sich nähert. Wenn man aus den herrlichen Thalschluchten sich hervorwindet, überrascht {709} 709 Korrekt: „überraschen“.
das freundlich gelegene Städtchen Pirna, die nahe Festung Sonnenstein, die üppigen Ufer des Elbestromes. Das Elbethal von hier bis Dresden ist äusserst lieblich, wenn gleich nicht so grosartig, wie zwischen lezterer Stadt und Meißen. Das noch vor einigen Monaten in seinem friedlichen Getriebe so anziehende Dresden war nun der Tummelplatz der grosen französischen, kaum vorher, der russischen und preussischen Armee. Von der wunderschönen Elbbrücke waren durch die Franzosen bey ihrem Rückzuge 2. Bogen gesprengt worden, und vorläufig durch hölzerne Gerüste ersetzt. Jenseits der Elbe ist das Land sandig und mit Wald bedeckt. Die Dörfer sind schlecht und arm. Die Städtchen minder freundlich als auf dem diesseitigen Ufer.
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