Томас Манн - Немецкий язык с Томасом Манном. Тонио Крёгер
- Название:Немецкий язык с Томасом Манном. Тонио Крёгер
- Автор:
- Жанр:
- Издательство:неизвестно
- Год:неизвестен
- ISBN:нет данных
- Рейтинг:
- Избранное:Добавить в избранное
-
Отзывы:
-
Ваша оценка:
Томас Манн - Немецкий язык с Томасом Манном. Тонио Крёгер краткое содержание
Немецкий язык с Томасом Манном. Тонио Крёгер - читать онлайн бесплатно полную версию (весь текст целиком)
Интервал:
Закладка:
1 Es litt ihn nicht lange in der munteren Stadt. Eine Unruhe, süß und töricht, Erinnerung halb und halb Erwartung, bewegte ihn, zusammen mit dem Verlangen, irgendwo still am Strande liegen zu dürfen und nicht den angelegentlich sich umtuenden Touristen spielen zu müssen. So schiffte er sich aufs Neue ein und fuhr an einem trüben Tage (die See ging schwarz) nordwärts die Küste von Seeland entlang gen Helsingör. Von dort setzte er seine Reise unverzüglich zu Wagen auf dem Chausseewege fort, noch drei Viertelstunden lang, immer ein wenig oberhalb des Meeres, bis er an seinem letzten und eigentlichen Ziele hielt, dem kleinen weißen Badehotel mit grünen Fensterläden, das inmitten einer Siedelung niedriger Häuschen stand und mit seinem holzgedeckten Turm auf den Sund und die schwedische Küste hinausblickte. Hier stieg er ab, nahm Besitz von dem hellen Zimmer, das man ihm bereitgehalten, füllte Bord und Spind mit dem, was er mit sich führte, und schickte sich an, hier eine Weile zu leben.
VIII
1 Schon rückte der September vor: es waren nicht mehr viele Gäste in Aalsgaard. Bei den Mahlzeiten in dem großen, balkengedeckten Esssaal (в большой, покрытой балками столовой; der Balken - балка, бревно, брус) zu ebener Erde, dessen hohe Fenster auf die Glasveranda und die See hinausführten, führte die Wirtin den Vorsitz (председательствовала), ein bejahrtes Mädchen (старая дева; bejahrt - в годах) mit weißem Haar, farblosen Augen, zartrosigen Wangen und einer haltlosen Zwitscherstimme, das immer seine roten Hände auf dem Tafeltuche ein wenig vorteilhaft (поизящнее; der Vorteil - преимущество; vorteilhaft - выгодно; как можно лучше) zu gruppieren trachtete (nach etwas trachten - стремиться к чему-либо; сильно желать /высок./). Ein kurzhalsiger alter Herr mit eisgrauem Schifferbart und dunkelbläulichem Gesicht war da, ein Fischhändler aus der Hauptstadt, der des Deutschen mächtig war (владел немецким). Er schien gänzlich verstopft (закупоренный; verstopfen - затыкать, закупоривать) und zum Schlagfluss geneigt (склонный к апоплексии; der Schlagfluss = der Schlaganfall - апоплексический удар), denn er atmete kurz und stoßweise (прерывисто, толчками; stoßen -толкать; der Stoß - толчок) und hob von Zeit zu Zeit den beringten Zeigefinger (украшенный перстнем указательный палец; der Ring - кольцо) zu einem seiner Nasenlöcher empor, um es zuzudrücken und dem anderen durch starkes Blasen ein wenig Luft zu verschaffen. Nichtsdestoweniger (тем не менее, несмотря на это /книжн./) sprach er beständig der Aquavitflasche zu (der Aquavit - водка, преимущественно тминная («вода жизни» - лат.); dem Essen tüchtig zusprechen
- налегать на еду, есть с аппетитом; dem Alkohol allzusehr zusprechen -злоупотреблять алкоголем), die sowohl beim Frühstück als beim Mittag- und Abendessen vor ihm stand. Dann waren nur noch drei große amerikanische Jünglinge mit ihrem Gouverneur oder Hauslehrer zugegen (zugegen sein - присутствовать /книжн./), der schweigend an seiner Brille rückte und tagüber (= tagsüber - в течение дня) mit ihnen Fußball spielte. Sie trugen ihr rotgelbes Haar in der Mitte gescheitelt (причесанные на прямой пробор; das Haar scheiteln - делать пробор; der Scheitel
- темя, макушка; пробор) und hatten lange, unbewegte Gesichter. «Please, give me the wurstthings there (дайте мне, пожалуйста, эти колбаски /смесь английского и немецкого/)!» sagte der eine. «Thats not wurst, thats schinken (это не колбаса, это ветчина)!» sagte der andere, und dies war alles, was sowohl sie als der Hauslehrer zur Unterhaltung beitrugen (чем они способствовали общению, что привнесли в общение); denn sonst saßen sie still und tranken heißes Wasser.
2 Tonio Kröger hätte sich keine andere Art von Tischgesellschaft gewünscht. Er genoss seinen Frieden, horchte auf die dänischen Kehllaute (гортанные звуки; die Kehle - гортань, глотка), die hellen und trüben Vokale (к гласным переднего и заднего ряда; der Vokal), in denen der Fischhändler und die Wirtin zuweilen konversierten (беседовали), wechselte hie und da mit dem ersteren eine schlichte Bemerkung über den Barometerstand und erhob sich dann, um durch die Veranda wieder an den Strand hinunterzugehen, wo er schon lange Morgenstunden verbracht hatte.
1 Schon rückte der September vor: es waren nicht mehr viele Gäste in Aalsgaard. Bei den Mahlzeiten in dem großen, balkengedeckten Esssaal zu ebener Erde, dessen hohe Fenster auf die Glasveranda und die See hinausführten, führte die Wirtin den Vorsitz, ein bejahrtes Mädchen mit weißem Haar, farblosen Augen, zartrosigen Wangen und einer haltlosen Zwitscherstimme, das immer seine roten Hände auf dem Tafeltuche ein wenig vorteilhaft zu gruppieren trachtete. Ein kurzhalsiger alter Herr mit eisgrauem Schifferbart und dunkelbläulichem Gesicht war da, ein Fischhändler aus der Hauptstadt, der des Deutschen mächtig war. Er schien gänzlich verstopft und zum Schlagfluss geneigt, denn er atmete kurz und stoßweise und hob von Zeit zu Zeit den beringten Zeigefinger zu einem seiner Nasenlöcher empor, um es zuzudrücken und dem anderen durch starkes Blasen ein wenig Luft zu verschaffen. Nichtsdestoweniger sprach er beständig der Aquavitflasche zu, die sowohl beim Frühstück als beim Mittag- und Abendessen vor ihm stand. Dann waren nur noch drei große amerikanische Jünglinge mit ihrem Gouverneur oder Hauslehrer zugegen, der schweigend an seiner Brille rückte und tagüber mit ihnen Fußball spielte. Sie trugen ihr rotgelbes Haar in der Mitte gescheitelt und hatten lange, unbewegte Gesichter. «Please, give me the wurstthings there!» sagte der eine. «Thats not wurst, thats schinken!» sagte der andere, und dies war alles, was sowohl sie als der Hauslehrer zur Unterhaltung beitrugen; denn sonst saßen sie still und tranken heißes Wasser.
2 Tonio Kröger hätte sich keine andere Art von Tischgesellschaft gewünscht. Er genoss seinen Frieden, horchte auf die dänischen Kehllaute, die hellen und trüben Vokale, in denen der Fischhändler und die Wirtin zuweilen konversierten, wechselte hie und da mit dem ersteren eine schlichte Bemerkung über den Barometerstand und erhob sich dann, um durch die Veranda wieder an den Strand hinunterzugehen, wo er schon lange Morgenstunden verbracht hatte.
1 Manchmal war es dort still und sommerlich. Die See ruhte träge und glatt, in blauen, flaschengrünen und rötlichen Streifen, von silbrig glitzernden Lichtreflexen überspielt, der Tang dörrte zu Heu (водоросли высыхали, засыхали, становясь похожими на сено; das Heu) in der Sonne, und die Quallen (die Qualle - медуза) lagen da und verdunsteten (испарялись, таяли; der Dunst - испарение, чад; дымка, туман). Es roch ein wenig faulig (с гнилью, подгнивший) und ein wenig auch nach dem Teer (der Teer - смола, деготь) des Fischerbootes, an welches Tonio Kröger, im Sande sitzend, den Rücken lehnte, - so gewandt, dass er den offenen Horizont und nicht die schwedische Küste vor Augen hatte; aber des Meeres leiser Atem strich rein und frisch über alles hin.
2 Und graue, stürmische Tagen kamen. Die Wellen beugten die Köpfe wie Stiere (der Stier - бык), die die Hörner zum Stoße einlegen, und rannten wütend gegen den Strand, der hoch hinauf überspült und mit nassglänzendem Seegras, Muscheln (die Muschel - ракушка) und angeschwemmtem Holzwerk (и принесенные, прибитые волнами щепки; schwemmen - сносить, смывать; наносить водой) bedeckt war. Zwischen den langgestreckten Wellenhügeln dehnten sich unter dem verhängten Himmel (под облачным, пасмурным небом; verhängen - завешивать) blassgrünschaumig die Täler; aber dort, wo hinter den Wolken die Sonne stand, lag auf den Wassern ein weißlicher Sammetglanz.
3 Tonio Kröger stand in Wind und Brausen (brausen - бушевать, шуметь /о море, ветре/; кипеть, бурлить; das Brausen - шум /моря, ветра/; грохот /волн/) eingehüllt (einhüllen - закутывать), versunken in dies ewige, schwere, betäubende Getöse (das Getöse - бушевание, шум, гул, грохот; tosen - бушевать, реветь, шуметь), das er so sehr liebte. Wandte er sich und ging fort, so schien es plötzlich ganz ruhig und warm um ihn her. Aber im Rücken wusste er sich das Meer; es rief, lockte (манило) und grüßte. Und er lächelte.
4 Er ging landeinwärts (в глубь страны, суши), auf Wiesenwegen durch die Einsamkeit, und bald nahm Buchenwald ihn auf (буковый лес принимал его), der sich hügelig weit in die Gegend erstreckte (тянулся). Er setzte sich ins Moos (мох), an einen Baum gelehnt, so, dass er zwischen den Stämmen einen Streifen des Meeres gewahren (gewahren - видеть, замечать, обнаруживать) konnte. Zuweilen trug der Wind das Geräusch der Brandung (шум прибоя) zu ihm, das klang, wie wenn in der Ferne Bretter aufeinander fallen. Krähengeschrei (карканье ворон) über den Wipfeln, heiser (хриплое), öde und verloren ... Er hielt ein Buch auf den Knien, aber er las nicht eine Zeile darin. Er genoss ein tiefes Vergessen, ein erlöstes Schweben (парение) über Raum und Zeit, und nur zuweilen war es, als würde sein Herz von einem Weh durchzuckt, einem kurzen, stechenden Gefühl von Sehnsucht oder Reue (сожаление, раскаяние), das nach Namen und Herkunft zu fragen er zu träge und versunken (погружен /в себя/) war.
1 Manchmal war es dort still und sommerlich. Die See ruhte träge und glatt, in blauen, flaschengrünen und rötlichen Streifen, von silbrig glitzernden Lichtreflexen überspielt, der Tang dörrte zu Heu in der Sonne, und die Quallen lagen da und verdunsteten. Es roch ein wenig faulig und ein wenig auch nach dem Teer des Fischerbootes, an welches Tonio Kröger, im Sande sitzend, den Rücken lehnte, - so gewandt, dass er den offenen Horizont und nicht die schwedische Küste vor Augen hatte; aber des Meeres leiser Atem strich rein und frisch über alles hin.
2 Und graue, stürmische Tagen kamen. Die Wellen beugten die Köpfe wie Stiere, die die Hörner zum Stoße einlegen, und rannten wütend gegen den Strand, der hoch hinauf überspült und mit nassglänzendem Seegras, Muscheln und angeschwemmtem Holzwerk bedeckt war. Zwischen den langgestreckten Wellenhügeln dehnten sich unter dem verhängten Himmel blassgrün-schaumig die Täler; aber dort, wo hinter den Wolken die Sonne stand, lag auf den Wassern ein weißlicher Sammetglanz.
3 Tonio Kröger stand in Wind und Brausen eingehüllt, versunken in dies ewige, schwere, betäubende Getöse, das er so sehr liebte. Wandte er sich und ging fort, so schien es plötzlich ganz ruhig und warm um ihn her. Aber im Rücken wusste er sich das Meer; es rief, lockte und grüßte. Und er lächelte.
4 Er ging landeinwärts, auf Wiesenwegen durch die Einsamkeit, und bald nahm Buchenwald ihn auf, der sich hügelig weit in die Gegend erstreckte. Er setzte sich ins Moos, an einen Baum gelehnt, so, dass er zwischen den Stämmen einen Streifen des Meeres gewahren konnte. Zuweilen trug der Wind das Geräusch der Brandung zu ihm, das klang, wie wenn in der Ferne Bretter aufeinander fallen. Krähengeschrei über den Wipfeln, heiser, öde und verloren ... Er hielt ein Buch auf den Knien, aber er las nicht eine Zeile darin. Er genoss ein tiefes Vergessen, ein erlöstes Schweben über Raum und Zeit, und nur zuweilen war es, als würde sein Herz von einem Weh durchzuckt, einem kurzen, stechenden Gefühl von Sehnsucht oder Reue, das nach Namen und Herkunft zu fragen er zu träge und versunken war.
Читать дальшеИнтервал:
Закладка: