Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
- Название:На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
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- Издательство:Новое литературное обозрение
- Год:2017
- Город:Москва
- ISBN:978-5-4448-0568-8
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Генрих Фосслер - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера краткое содержание
На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн бесплатно полную версию (весь текст целиком)
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Siebentes Capitel: Abreise von Czernigow. Reisegesellschaft. Art der Reise. Ankunft in Bobruysk. Veränderung der Art unserer Reise. Weiterreise über Slonim bis Bialystok , in welch lezterem Orte wir württembergische Commissärs treffen, und mit Geld versehen werden. Die Stadt Bialystok. Neue Veränderung unserer Art zu reisen. Abreise von Bialystok. Plozk. Abentheuer in Kalish. Hotel dePologne daselbst. Abentheuer bey Ostrowo. Benehmen der russischen Commandanten in Pohlen, der pohlnischen Behörden und der Einwohner. Reise durch Schlesien. Ankunft in Sachsen. Spuren des Kriegs. Dresden. Reise über das Erzgebirge. Quartiermachen. Zustand des Landes. Ankunft im Bayrischen. Zustand des Landes. Bayreuth. Eintritt des Frühjahres. Benehmen des neuen Quartiermachers. Bamberg. Unsere Aufnahme im Bayrischen. Ankunft im Vaterlande, Mergentheim, Oehringen. Meine Ernennung zum Ritter // S. VII// des Militär Verdienst- Ordens. Ankunft in Ludwigsburg, wo ich meinen älteren Bruder fand, in Stuttgart. Meine Eintheilung bey dem Leibcavallerieregiment, und Rückkehr nach Ludwigsburg.
Achtes Capitel: Schluß. Anhang: Mein Tagebuch.
Einleitung.
Meine Eltern hatten mich zum Studiren bestimmt, aber ehe ich die Universität beziehen konnte, hatte der König eine Verordnung erlassen, wornach ferner nur die Söhne solcher Beamten, die im Staatsdienste angestellt waren, und die Ehre hatten, Wappenknöpfe zu tragen, ohne allerhöchste Erlaubniß studiren dürften. Mein Vater war ein Stifungsbeamter, und trug daher keine Wappenknöpfe. Ich mußte also die Erlaubniß zum Studiren nachsuchen. Dieß geschah im Jahr 1809, es erfolgte aber, wie unter den damaligen Verhältnissen vorauszusehen war, eine abschlägige Antwort. Nun trat ich in eine Schreibstube, wo es mir nicht gefiel, mit der Ueberzeugung, daß ich über kurz oder lang zum Militärdienst werde ausgehoben werden. In dieser Ueberzeugung bewog ich endlich meine Mutter — mein Vater war indessen gestorben — zur Einwilligung, daß ich als Freywilliger und als Cadet in das Militär treten durfte. Im Juny 1809. fing demnach meine militärische Laufbahn an. {573} 573 Zur militärischen Karriere Vosslers vgl. den Eintrag in der Offiziersstammrolle: E 297, Bd. 141, fol. 535b (unter dem Namen „Vosseier“).
Als Cadet bey der Depotcompagnie der Garde zu Fuß wohnte ich einem Theile des Feldzuges gegen die Vorarlberger Insurgenten {574} 574 Aufständische.
und einigen kleineren Gefechten bey. {575} 575 Zum Feldzug von 1809 vgl. Kraft 1953, S. 142—191; Sauer 1987, S. 126—133.
Im folgenden Jahre ward ich auf mein Gesuch als Cadet zum LeibChevauxlegers-Regiment versetzt, und nach 4. Wochen im Juny 1810. zum Unterlieutenant im reitenden Jägerregiment Herzog Louis befördert. {576} 576 Regimentsgeschichte: Starklof 1862.
Meine Garnison hatte ich anfangs in Zwiefalten, später in Ehingen, und zulezt in Riedlingen. {577} 577 Die drei genannten Orte waren nur wenige Jahre Garnisonstädte.
Der Friede hatte nun schon zwey Jahre gewährt, und fing an, sowohl den gedienten Soldaten, // S. 2// als den neuen zur Last zu werden. In der Garnison gieng das Avancement {578} 578 Beförderung, beruflicher Aufstieg.
langsam, und manche hatten sich auch in Schulden, oder andere Verhältnisse gesteckt, die ihnen eine Aenderung der Garnison, insbesondere einen neuen Krieg wünschenswerth machten. Ich war auf eine unangenehme, jedoch heilsame Art vor dem Schuldenmachen bewahrt worden, und hatte also diesen Grund zum Wunsche nach einer Veränderung nicht, dagegen langweilten mich das Garnisonsleben mit allen seinen Anhängseln, und die ausschlieslichen Gespräche von Pferden, Liebe und Wein, hauptsächlich aber machte der Wunsch, bald zu avanciren und mein Glück in Bälde zu versuchen, die Sehnsucht nach einem Kriege in mir eben so sehr rege, wie bey meinen Kameraden.
Erster Abschnitt.
Erstes Capitel.
Im Anfange des Monats Februar 1812. traf der so ungeduldig erwartete Befehl zu Einberufung der Beurlaubten ein. Nun hatten wir vollauf zu thun, aber eine fröhliche Zeit. Etliche Tage Urlaub benüzte ich, um meiner Mutter und meinen Geschwistern {579} 579 Zum familiären Hintergrund Heinrich Vosslers vgl. Einführung, Abschnitt 5. In Tuttlingen lebten damals neben der Mutter Heinrich Vosslers noch die ältere Schwester Christiana Magdalene Judith und der jüngere Bruder Gustav Friedrich Rudolph.
in Tuttlingen Lebewohl zu sagen. // S. 3//
An einem schönen Frühlingstage, es war der 17. Februar des Jahres 1812. verließen wir unsere Garnisonen Ehingen, Riedlingen und Blaubeuren, und traten den Marsch ins württembergische Unterland an. {580} 580 Als „Unterland“ werden die nördlich der Schwäbischen Alb gelegenen Gebiete des Königreichs Württemberg bezeichnet. Hierzu zählen auch die damalige Residenzstadt Stuttgart sowie die wichtigste Garnison des Landes Ludwigsburg.
Durch Zwiefalten, die frühere Garnison — gieng der Zug über Stuttgart bis Eglosheim bey Ludwigsburg, wo wir am 20.ten Februar eintrafen. Tags darauf ward in Ludwigsburg Musterung gehalten von dem General-Inspector der Cavallerie, General v[on] Dillen , und hernach vom König {581} 581 Friedrich I. von Württemberg (1754—1816, reg. als Herzog 1797—1805, reg. als König 1806—1816).
, aber vor den Augen weder des einen, noch des andern fand der keineswegs in hoher Gunst stehende Oberste mit seinem Regiment große Gnade. {582} 582 Regimentschef der Louisjäger war Oberst Graf Eberhard von Waldburg-Zeil-Wurzach, vgl. Anm. 148.
Am 23.ten brachen wir wieder auf, und kamen den 24.ten in der Gegend von Heilbronn an.
Hier war der Sammelplatz des württembergischen Armeecorps, und ein Wiesengrund nahe bey Heilbronn der Platz, wo der König 14/15. Theile seiner schönen Truppen zum leztenmale sah.
Hier in dem schönsten Theile des Vaterlandes that sich jeder nach Möglichkeit noch gütlich. Nach einem Aufenthalt von 15. Tagen, während welcher des Exercirens und Musterns kein Ende war, brach das Armeecorps unter dem Oberbefehl des Kronprinzen in 4. Colonnen {583} 583 Hier: Marschformation des Heeres.
— das Jägerregiment Herzog Louis bey der leztern — auf, und nahm seinen Weg über Heilbronn, Neustadt, Oehringen und Künzelsau nach Weikersheim. {584} 584 Zu Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren König Wilhelm I. von Württemberg (1781—1864, reg. 1816—1864) vgl. bes. Sauer 1997a.
Auf dem Marsche durch Württemberg war keiner von einer gewissen Unruhe frey, die ihm die Heimkehr in die Garnison immer noch als möglich vorstellte, // S. 4// da die Gewisheit des Kriegs weder vom commandirenden General, noch von dem ihm zunächst stehenden General v[on] Scheler ausgesprochen war und auch keine Zeitung von dem nahen Ausbruche eines Krieges Erwähnung that. Schon, als der Befehl zur Einberufung der Beurlaubten gegeben wurde, glaubten wir nur an einen Krieg mit Rußland, und die Richtung unseres Marsches bestätigte diese Meinung, aber noch immer zweifelten wir an der Gewißheit des Kriegs.
Als wir aber die vaterländische Grenze überschritten hatten, da wurden wir überzeugt, da befürchtete keiner mehr die Heimkehr, um die Brust wurde es leichter, und die Soldaten sangen:
Brüder jetzt geht's Rußland zu. — Unsere Erwartung war sehr gespannt; wenn wir auch keine goldenen Berge in Rußland erwarteten, so glaubten wir doch die schönsten und besten Pferde — (der höchste Wunsch des Reiters —) in Menge, und die Lebensmittel im Ueberfluß zu finden; an einen russischen Winter dachte niemand, keiner konnte sich eine Vorstellung davon machen; einige wenige sagten zwar bedächtlich: wartet nur! aber sie predigten tauben Ohren. Doch, was hätte es geholfen, uns unsern glücklichen Wahn zu benehmen? Und ist es nicht besser, daß der Soldat dem Kampfe fröhlich entgegen gehe, als daß er, die schrecklichen Leiden und Strapatzen voraussehend, nur mit Unwillen seinem Berufe folge? So zogen wir heiter dahin, und waren es wohl zufrieden, daß immer nur der 6.te Tag zur Ruhe bestimmt war. Im Würzburg'schen // S. 5// fanden wir die Quartiere nicht so gut als in Württemberg, obgleich dieses Land jenem an Fruchtbarkeit und Wohlhabenheit nachsteht. Den schönsten Theil des MaynThales sahen wir nicht. Unser Weg gieng, wie es gewöhnlich bey grosen Truppenmärschen die leichte Waffe trifft, nicht immer auf Heerstraßen, wenigstens durch das Würzburgische, und in den sächsischen Herzogthümern giebt es überhaupt nur wenige Kunststraßen. In Hildburghausen hatte ich die Ehre, dem Herzog {585} 585 Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1763—1834, reg. 1780/87—1826, dann Herzog von Sachsen-Altenburg).
den Durchmarsch unsers Regiments anzumelden. Dort und in Schleusingen glaubten wir schon das Sprüchwort wegen der sächsischen Mädchen wahr zu finden. {586} 586 Vermutlich Anspielung auf das Sprichwort: „Sachsen, wo die schönen Mädchen an den Bäumen wachsen“.
Am 23. März gieng die lezte Colonne über den Thüringerwald. Ich hatte mich sehr auf dieses Gebirge gefreut, und nicht umsonst. Unweit Frauenwalde, dem höchsten Orte auf dieser Straße, ist ein Punct, von wo aus einer der schönsten Theile dieses herrlichen Gebirges himmelhohe waldgekrönte Berge mit tiefen freundlichen Thälern in mannichfaltiger Abwechslung sich dem Auge darstellen. Die schönen Ruinen berühmter Burgen — die Gleichenburg, die Ilmenburg, wo der wackere Hasper ä Spada haußte {587} 587 Literarische Figur des Erfolgsschriftstellers Carl Gottlob Cramer (1758—1817); vgl. Cramer 1792—1793.
— und andere erinnern an die Blüthezeit der deutschen Kraft. Am jenseitigen Fuße des Gebirges liegt das niedliche Städtchen Ilmenau. Noch ist das Land gebürgig bis gegen Rudolstadt zu, wohin uns das Glück durch ein höchst romantisches {588} 588 Malerisch, reizvoll.
, von der Schwarzach durchströmtes, bisweilen wohl auch durchtobtes Thal, an der ehrwürdigen Schwarzburg // S. 6// vorbey, und dann erst in das eigentliche Sachsen einführte. Das schöne Saalethal kaum berührend, kamen wir durch einige unbedeutende sächsische Städtchen, wie Roda, Eisenberg und Krossen, und durch das bedeutendere Zeitz mit dem letzten Tage des März in der Nähe von Leipzig an, wo uns einige Zeit zur Erholung gegönnt wurde.
In der Gegend von Leipzig trafen wir das Erstemal mit Franzosen zusammen. Schon vorher war uns Vermeidung aller Streitigkeiten mit ihnen ernstlich empfohlen worden, aber schon am ersten Tage würde eine Zahl von 20. Conscribirten, die durch ihr ungebührliches Benehmen wahrscheinlich die deutsche Geduld auf die Probe stellen wollten, eine ernsthafte Scene veranlaßt haben, wenn sich der wackere Wachtmeister Beck weniger fest benommen hätte.
Bis hieher waren unsere Erwartungen nicht nur nicht herabgestimmt, sondern sogar noch gesteigert worden. Schon im Vaterlande hatten wir gute Quartiere und Ueberfluß an dem köstlichen Eilferwein gehabt, {589} 589 Wein des Jahrgangs 1811.
im Würzburgischen waren zwar die Quartiere in Absicht auf das Essen minder gut, aber über dem herrlichen Maynwein vergaß man gern die geringere Kost. In Thüringen wurden wir schon nach sächsischer Weise bewirthet, und je näher wir gegen Leipzig anrückten, desto besser gefielen wir uns bey unseren Wirthen. Das schöne Sachsen hatte sich damals von den Drangsalen des Krieges im Jahre 1806. {590} 590 Anspielung auf die militärischen Ereignisse im französisch-preußischen Konflikt (Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806).
gröstentheils wieder erholt, und gute Erndten hatten den Landmann wieder in höheren Wohlstand gesetzt. // S. 7//
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